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»… and action!«

Vorsicht bei musealen Leihgaben für den Film

Die Requisite von Kino- und TV-Produktionen ist immer wieder auf der Suche nach originalen Ausstattungsstücken, die den Filmen einen Hauch von Authentizität verleihen und den Leihgebern mitunter beachtliche Beträge einbringen können. Meistens geht alles gut, nicht aber bei dem jüngsten Werk von Quentin Tarantino.

Historisches Musikinstrument zerstört

Der Ende 2015 gelaufene US-Western „The Hateful Eight“ ist Tarantinos jüngste Arbeit. Der Gewinner von Oscar, Golden Globe, Goldener Palme u.a. Auszeichnungen gilt als erfahrener Regisseur, der nicht nur gerne aus älteren Filmen zitiert, sondern in der Regel auch analog produziert. In einem Interview mit dem Südkurier soll er 2009 sogar gesagt haben: „Ich werde nie im Leben digital drehen, das hasse ich!“ Bei „The Hateful Eight“ hätte Tarantino eine Ausnahme machen und virtuell filmen sollen, zumindest in einer Szene: Daisy Domergue (dargestellt von Jennifer Jason Leigh) spielt auf einer Gitarre. Der wütende John Ruth (gespielt von Kurt Russell) entreißt ihr das Instrument und zertrümmert es. Zum Entsetzen aller Beteiligten war es jedoch keine Kopie, sondern ein Original: Eine wertvolle sechssaitige Gitarre aus den 1870er-Jahren. (Anm. 1) Wie konnte es zu dem Schaden kommen? Während der Proben spielte Schauspielerin Leigh auf der originalen Gitarre – unter Aufsicht eines Fachmannes. Die Regie hatte vorgesehen, bei einer bestimmten Stelle einen Schnitt zu machen, das Instrument gegen eine billige Replik auszutauschen, um es dann von Russell zertrümmern zu lassen. Aber offenbar hat man es versäumt, den rasenden Russell darüber zu informieren. Der Dreh soll derart impulsiv abgelaufen sein, dass niemand eingreifen konnte, auch Regisseur Tarantino nicht.

Museum hat den Schaden

Das irreparabel zerstörte Instrument war eine Leihgabe des Martin Guitar Museum, einem Firmenmuseum der C.F. Martin & Company, Nazareth, Pennsylvania / USA. Direktor Dick Boak war zunächst davon ausgegangen, ein Gegenstand sei auf die Gitarre gestürzt. Erst nach und nach hat das Museum von den unglücklichen Umständen und der mangelhaften Kommunikation beim Dreh erfahren. Zu allem Übel soll das Instrument nur mit dem Anschaffungspreis in Höhe von 80.000 US-Dollar versichert gewesen sein. Der historische Wert liegt deutlich darüber. Direktor Boak: „Wir können nicht fassen, dass dies geschehen ist. Ich glaube nicht, dass irgendetwas dies wieder heilen kann. Wir haben die Versicherungssumme erhalten, aber es geht gar nicht um das Geld. Es geht vielmehr um die Bewahrung des musikalischen Erbes der USA. Ein Ergebnis dieses Zwischenfalles ist, dass unser Unternehmen unter keinen Umständen jemals wieder einer Filmproduktion eine Gitarre zur Verfügung stellen wird.“ (Anm. 2)

Dr. Berthold Schmitt, Herausgeber der Fachzeitschrift KulturBetrieb

Anm. 1: Valentin Aschenbrenner, Hinter den Kulissen mit Quentin Tarantino. Am Set von The Hateful Eight. Ein Interview, 28.01.2016; Quelle: http://de.ign.com/m/the-hateful-eight/111094/feature/interview-hinter-den-kulissen-mit-quentin-tarantin?p=2; Abfrage: 05.02.16
Anm. 2: Christopher Hooton, The guitar Kurt Russell smashed in The Hateful Eight was an antique not a prop and the museum is furious; Independent, 05.02.2016; Quelle: http://www.independent.co.uk/arts-entertainment/films/news/the-guitar-kurt-russell-smashed-in-the-hateful-eight-was-an-antique-not-a-prop-and-the-museum-is-a6854921.html?CMP=; Abfrage: 05.02.16; Übersetzung aus dem Englischen: Redaktion.