In ihrem Koalitionsvertrag haben CDU, CSU und SPD auch Absichten über „Kulturelle Infrastruktur und Kulturförderung“ formuliert. Zentrale Elemente dabei sind eine „umfassende Digitalisierungsstrategie“ und Überlegungen, „wie der Bund zum Erhalt der vielfältigen Bibliothekslandschaft und ihrer zunehmend gesellschaftlichen Bedeutung beitragen kann. Bibliotheken sollten auch im digitalen Zeitalter ihre zentralen Funktionen für Bildung und Kultur erfüllen können.“ (Anm. 1) Der Deutsche Bibliotheksverband e.V. (dbv) begrüßt dies und plädiert für eine zeitnahe Umsetzung.
Verlässliche Bedingungen, solide Finanzierung
Das Bibliothekswesen hierzulande ist breit gefächert und rege. Die ca. 9.000 Standorte Öffentlicher Bibliotheken zählen jährlich rund 120 Millionen Besuche, bei denen mehr als 340 Mio Bücher, Filme und Musiktitel verliehen werden. Darüber hinaus bieten wissenschaftliche und öffentliche Bibliotheken jährlich rund 400.000 Veranstaltungen, darunter Lesungen, Game Conventions, Sprachkurse. Rund 45 Prozent der Veranstaltungen richten sich eigens an Kinder. Da Bibliotheken jedoch immer mehr gesellschaftlich relevante Aufgaben wie kulturelle und digitale Bildung, Integration und Inklusion übernehmen, fordern sie in ihrem aktuellen Bericht zur Lage der Bibliotheken ein Plus an Investitionen: Die „innovationsorientierte Weiterentwicklung zeitgemäßer Bibliotheksangebote in den Kommunen fordert (…) eine deutlich bessere und langfristig zuverlässige Finanzausstattung. (…) Um den Zugang zum Wissen unserer Welt zu ermöglichen und die Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger am digitalen Wandel als ihre Kernaufgabe gut zu bewältigen, brauchen Öffentliche und Wissenschaftliche Bibliotheken politische Unterstützung, verlässliche Rahmenbedingungen, eine solide Finanzierung als Voraussetzungen für ihre Entwicklungsmöglichkeiten.“ (Anm. 2)
Zugang zu Bibliotheken verbessern
Der dbv fordert u.a. ein „zeitgemäßes internationales, europäisches und deutsches Urheberrecht, das Lehre und Forschung in der digitalen Welt fördert und den Öffentlichen Bibliotheken ermöglicht, E-Books genauso zu verleihen wie gedruckte Bücher“ sowie „Digitalstrategien in den Kommunen für die Bibliotheken“. Darüber hinaus plädiert der Bericht dafür, dass öffentliche Bibliotheken – analog zu Museen, Theater, wissenschaftlichen Bibliotheken u.a. Kultureinrichtungen – auch an Sonntagen öffnen dürfen. Aber für „Stadt- und Gemeindebibliotheken mit eigenem Personal ist das gesetzlich nicht möglich. Das muss sich dringend ändern.“ Während die Sonntagsöffnung in Frankreich, Spanien, Polen, Italien u.v.a. europäischen Staaten gelebte Praxis ist, hinkt Deutschland hinterher. Der Bedarf und die Nachfrage sind gegeben wie Modellversuche in Berlin, Bremen und Mönchengladbach gezeigt haben. Zuständig ist der Bund, der das Bundesarbeitszeitgesetz anpassen müsste. (Anm. 3) Akzentuiert werden in dem Bericht außerdem die Aufgaben der Provenienzforschung und das Potenzial von Bibliotheken für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der UN-Agenda 2030.
Mit dem seit 2010 jährlich veröffentlichten „Bericht zur Lage der Bibliotheken“ informiert der Deutsche Bibliotheksverband sowohl politische Entscheidungsträger als auch die Öffentlichkeit über die Leistungen und die Arbeitsbedingungen der Bibliotheken und formuliert entsprechende bibliothekspolitische Forderungen. (…) Zentrales Anliegen des Deutschen Bibliotheksverbandes ist es, allen Bürgerinnen und Bürgern den bestmöglichen Zugang zu zeitgemäßen Bibliotheksangeboten zu verschaffen. Mit diesem Ziel setzt er sich für die Sicherung und Optimierung des rechtlichen und finanziellen Rahmens für die Arbeit von Bibliotheken ein. (Anm. 4)
Anm. 1: Ein neuer Aufbruch für Europa. Eine neue Dynamik für Deutschland. Ein neuer Zusammenhalt für unser Land. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 19. Legislaturperiode, Berlin 2018, S. 164 f; Quelle: https://www.cdu.de/system/tdf/media/dokumente/koalitionsvertrag_2018.pdf?file=1; Abfrage: 31.12.2018
Anm. 2: Zur Gestaltung des digitalen Wandels jetzt in Bibliotheken investieren – Aktueller Bericht zur Lage der Bibliotheken 2018/19 erschienen, Pressemitteilung des dbv, 10.10.2018; Quelle: https://www.bibliotheksverband.de/dbv/presse/presse-details/archive/2018/october/article/zur-gestaltung-des-digitalen-wandels-jetzt-in-bibliotheken-investieren-aktueller-bericht-zur-lage.html?tx_ttnews[day]=10&cHash=14692c435a81e682a5a63c1e8aba4634; Abfrage: 31.12.2018
Anm. 3: Der dbv fordert: Stadt- und Gemeindebibliotheken auch sonntags öffnen, in: Bericht zur Lage der Bibliotheken 2018/19, S. 9; Quelle: issuu.com/bibverband/docs/dbv_jahresbericht2018_final_v2 ; Abfrage: 31.12.2018
Anm. 4: Zur Gestaltung des digitalen Wandels.
Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in eins 2019 KulturBetrieb, S. 54.
