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"Archivleichen" retten

Eine neue Methode zur Trennung von verblocktem Papier

Feuchte oder Wasser können Papier stark beschädigen. Neben Schimmel sind oftmals auch sog. Verblockungen einzelner Seiten die Folge. Das mechanische Trennen ist bislang eine aufwändige und zeitintensive Prozedur. Nun ist HAWK-Masterabsolventin Bianca Voss für eine erfolgversprechende und praxistaugliche Methode mit dem Lions-Preis 2019 ausgezeichnet worden, mit der verblockte Seiten einfacher und rascher getrennt werden können.

Cyclododecan – ein flüchtiges Bindemittel

„Wie können verblockte und stark beschädigte Seiten von Büchern in Archiven und Bibliotheken der Forschung und Wissenschaft wieder zugänglich gemacht werden? Masterabsolventin Dipl.-Rest. Bianca Floss untersuchte für ihre Abschlussarbeit am HAWK Studiengang Konservierung und Restaurierung, Vertiefungsrichtung Schriftgut, Buch und Grafik der Fakultät Bauen und Erhalten die Wirkung von Cyclododekan und entwickelte einen praxistauglichen Arbeitsablauf.
Cyclododecan ist kein neues Präparat im Bereich der Restaurierung. Weil es die Eigenschaft besitzt, langsam zu sublimieren, wird es in vielen Bereichen eingesetzt, beispielsweise zur Transportsicherung von empfindlichen Objekten oder in der Papierrestaurierung, um feuchtigkeitsempfindliche Schriftzüge und Stempel während Nassbehandlungen zu schützen. Für Bianca Floss bestand die Aufgabe dennoch in Grundlagenforschung. Die neuartige Wirkung der Substanz auf die verblockten Seiten musste umfassend geklärt und mögliche Nebenwirkungen auf das Trägermaterial Papier sowie Schreib- und Malmittel untersucht werden. Eine weitere Aufgabe war die Entwicklung eines reproduzierbaren Arbeitsablaufs. Reproduzierbar deshalb, weil es viele Beschädigungen dieser Art in Archiven und Bibliotheken gibt. Unterstützung für ihre Analysen erhielt Bianca Floss durch die Universität für Bodenkultur Wien, Department of Chemistry; die restauratorische Entwicklungsarbeit erfolgte an der HAWK. Hervorzuheben sind auch die überaus wichtigen neuen Erkenntnisse zum Umgang mit Cyclododekan bzw. zum Arbeitsschutz, die für alle Konservierungs- und Restaurierungsbereiche von großer Bedeutung sind.“ (Anm. 1)

Lions Club fördert Erhalt von Kulturgut

Der Lions Club Hildesheim (gegründet 1955) ist einer der ältesten in Deutschland. Zentrale Themen sind gemeinnützige und humanitäre Hilfsdienste, global und regional. Ein Anliegen des Lions Club Hildesheim ist die Bewahrung von Denkmälern und Kulturgütern. Ein Beleg dafür sind die Spenden an den Hildesheimer Dombauverein (2016). (Anm. 2)
Anfang Februar 2020 hat der Lions Club Hildesheim die HAWK-Absolventin Bianca Floss mit dem Lions-Preis 2019 ausgezeichnet. Am Hildesheimer Tag der Restaurierung hat Jan Henrik Marhauer, Präsident des Lions Club Hildesheim, die Urkunde überreicht: „Ein außergewöhnlich gelungener Vortrag, der auch für fachliche Laien gut nachvollziehbar war”, lobte Jan Henrik Marhauer und berichtete von den lebhaften Diskussionen der Jury im Anschluss an den Vortrag von Bianca Floss vor dem Lions Club. Bereits zum 12. Mal verlieh der Lions Club Hildesheim den Preis für herausragende wissenschaftliche Leistungen an die Masterabsolvierenden der HAWK. „Es gibt nur wenige Projekte, die wir schon so lange fördern”, betonte Marhauer die Wichtigkeit, das Kulturgut für zukünftige Generationen zu bewahren. Es sei ein knappes Kopf-an-Kopf Rennen gewesen zwischen den Bewerberinnen, so Marhauer bei der Preisübergabe am Tag der Restaurierung.“ (Anm. 3)

Anm. 1: Lions-Preis 2019 geht an die Retterin von „Archivleichen“. HAWK-Studentin Bianca Floss untersucht Cyclododecan an Papierblöcken, in: Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, 04.02.2020; Quelle: https://www.hawk.de/de/newsportal/pressemeldungen/lions-preis-2019-geht-die-retterin-von-archivleichen; Abfrage: 09.03.2020
Anm. 2: Willkommen bei Lions Club Hildesheim; Quelle: https://www.lionsclub-hildesheim.de/; Abfrage: 09.03.2020
Anm. 3: Lions-Preis 2019 geht an die Retterin von „Archivleichen“, a.a.O.

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb, eins 2020, S. 14.