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Rätselhafte Ablagerungen auf Münzen

Münzkabinett Dresden schließt vorübergehend

Das Münzkabinett ist Teil der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Mit rund 300.000 Objekten handelt es sich um einen Bestand von europäischem Rang. Nun stehen die Kuratoren und Experten des Hauses vor einem Rätsel: Ein Teil der ausgestellten Münzen und Medaillen weist einen weiß-milchigen Belag auf.

Ein natürlicher Prozess?

Das Phänomen ist bekannt: Eisen kann rosten, Gold und Silber können anlaufen. Metalle reagieren auf äußere Faktoren, die z.B. in Form von Schwefelwasserstoff in der Luft vorkommen. Ein ganz natürlicher Prozess im Kontext von Alterung und Verwitterung. Da Museen den Auftrag haben, Kunst- und Kulturgüter dauerhaft vor Verlust und Verfall zu bewahren, versuchen sie, derartige Veränderungen aufzuhalten oder zu verlangsamen. Um Münzen und Medaillen vor ungewünschten Einflüssen zu schützen, werden die Objekte oft in Vitrinen verwahrt. So auch die Dresdner Bestände, die zu den ältesten deutschen Münzsammlungen zählen. Seit 2015 präsentieren die SKD über 3.000 ausgewählte Stücke in dem weitgehend wieder aufgebauten Residenzschloss. Aber bereits ein gutes Jahr später geschieht etwas Rätselhaftes. Seit Ende 2016 veränderte sich die Oberfläche von rund 100 der nicht konservierten Exponate: „Anstatt der natürlich gewachsenen Patina weisen sie einen weiß-milchigen Belag auf. Seitens der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wurden Materialanalysen und Messungen der Luft in den Vitrinen veranlasst sowie ein Sachverständigengutachten in Auftrag gegeben. Dies erbrachte jedoch noch keinen sicheren Nachweis der Ursache.“ (Anm. 1)
Zunächst wurden nur die betroffenen Münzen und Medaillen entnommen und konservatorisch behandelt. Später wurden aufgrund der ungeklärten Ursache vorsorglich auch solche Exponate entnommen, die noch keine Ablagerungen aufwiesen, insgesamt rund 1.400 Stücke. Schließlich haben sich die SKD Mitte März 2017 dazu entschlossen, sämtliche Objekte zu entnehmen und die Dauerausstellung vorübergehend zu schließen. Während intensiv nach den Ursachen geforscht wird, geben die Experten zugleich eine (Teil-) Entwarnung: „Schon jetzt kann gesagt werden, dass die entstandenen Oberflächenveränderungen durch restauratorische Maßnahmen behoben und der ausstellungsfähige Zustand wiederhergestellt werden kann.“ (Anm. 2)

Mut zum Wissenstransfer

Museumsvitrinen sind seit Jahren Gegenstand intensiver Erforschung und Entwicklung. Im Zentrum stehen neutrale und inaktive, d.h. emissionsarme Materialien oder auch das richtige Maß an Dichtigkeit (Be- und Entlüftung). Das und viele weitere relevante Kriterien werden die Fachleute bei der Einrichtung des Münzkabinetts berücksichtigt haben. Kuratoren und Verantwortliche anderer Sammlungen sind gut beraten, die Entwicklung in Dresden zu verfolgen, um von den Erkenntnissen der Kollegen zum Schutz der eigenen Bestände zu lernen.

Dr. Berthold Schmitt, Herausgeber der Fachzeitschrit KulturBetrieb

Anm. 1: Münzkabinett im Dresdner Residenzschloss muss vorübergehend geschlossen werden, Pressemitteilung 11/2017, 14. März 2017, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Quelle: http://www.skd.museum/fileadmin/SKD/Pressemitteilungen_pdf/2017/17-03-14_PM_11-17_Schliessung_Muenzkabinett.pdf; Abfrage: 25.03.2017
Anm. 2: Ebd.

Dieser Beitrag ist erstmals erschienen in KulturBetrieb, eins 2017, S. 33.

Zum Magazin: http://www.kulturbetrieb-magazin.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb-magazin/magazin/KulturBetrieb-2017-Ausgabe-1-April.pdf

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