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Leipziger Kanzlei soll gestohlene Münzen wieder beschaffen

Der Fall hat Aufsehen erregt: Ein Mitarbeiter des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig soll über Jahre eine große Zahl von Münzen und Medaillen aus den musealen Beständen gestohlen und verkauft haben. (Anm. 1) Da bislang nur ein kleiner Teil der Beute aufgetaucht ist, wurde nun eine spezialisierte Kanzlei mit der Rückholung beauftragt.

In alle Winde zerstreut

Die Staatsanwaltschaft wirft dem inzwischen entlassenen Mitarbeiter vor, in den Jahren 2011 bis 2016 insgesamt 576 Münzen entwendet und verkauft zu haben, darunter rund 100 Stücke aus dem sog. Kramerschatz, den die Industrie- und Handelskammer zu Leipzig dem Museum als Dauerleihgabe überlassen hat. Der kulturhistorische Wert der entwendeten Stücke wird auf insgesamt 480.000 Euro geschätzt. An dem Verkauf soll der Täter mehr als 91.000 Euro verdient haben. Bislang konnte nur ein Bruchteil der Beute wiedergefunden werden, was auch daran liegt, dass viele Objekte an gewerbliche Münzhändler sowie via Internet veräußert worden sind: „Manche Münzen verkaufte er für wenige Euro, das teuerste Einzelstück ging für 9.000 Euro weg. Der Großteil des Diebesgutes fand über Ebay Käufer. Sie stammen aus zwei Dutzend Ländern. Bei 300 Münzen soll der Name des Besitzers mittlerweile bekannt sein. Die 68 wertvollsten Münzen will das Museum auf alle Fälle zurückholen. Hierbei setzt die Stadt nun auf die besondere Expertise der beauftragten Kanzlei, für deren Dienste die Kommune 33. 000 Euro veranschlagt.“ (Anm. 2) Beauftragt wurde die Leipziger Anwaltskanzlei v. Berg Bandekow Zorn.

Experten für Restitution von Kunstwerken

Bei der Restitution von Kulturgütern denken viele in erster Linie an NS-Raubgut. (Anm. 3) Das Themenfeld ist jedoch deutlich größer, da es alle Formen geraubter, enteigneter und zwangsverkaufter Kulturobjekte umfasst, darunter Plünderungen aus Kolonien, unfaire Aufteilung von Funden archäologischer Grabungen oder auch Raubgrabungen. Die von der Stadt Leipzig mit der Wiederbeschaffung der gestohlenen Münzen beauftragte Kanzlei hat sich u.a. auf die Rückführung von Raub- und Beutekunst spezialisiert. Namentlich Christoph von Berg verfügt über große Erfahrung auf diesem besonderen Rechtsgebiet, auch international. So hat er bereits in den 1990er-Jahren einige spektakuläre Rückführungen bewerkstelligt, darunter eine Reihe von Gemälden, die aus dem Stadtschloss Weimar während des Zweiten Weltkriegs widerrechtlich in die USA gelangt waren. (Anm. 4)

Redaktion

Anm. 1: Vgl. Berthold Schmitt, Trau, schau, wem. Der Dieb im eigenen Team, in: KulturBetrieb, eins 2017, S. 59-60.
Anm. 2: Klaus Staeubert, Leipzig will gestohlene Münzen zurückholen, in: Leipziger Volkszeitung, 23.06.2017, Quelle: http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Leipzig-will-gestohlene-Muenzen-zurueckholen; Abfrage: 05.08.2017
Anm. 3: Vgl. „Gibt es NS-Raubkunst in unseren Beständen?“ in vorliegender Ausgabe von KulturBetrieb.
Anm. 4: Robert Büssow, Der Raubkunst-Jäger – Leipziger Anwalt hilft bei Rückführung millionenteurer Gemälde, in: Leipziger Volkszeitung, 11.10.2013, Quelle: http://www.lvz.de/Leipzig/Boulevard/Der-Raubkunst-Jaeger-Leipziger-Anwalt-hilft-bei-Rueckfuehrung-millionenteurer-Gemaelde; Abfrage: 05.08.2017

Dieser Beitrag ist erstmals erschienen in KulturBetrieb, zwei 2017, S. 100.

Zum Magazin: http://www.kulturbetrieb-magazin.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb-magazin/magazin/KulturBetrieb-2017-Ausgabe-2-November.pdf