Bei Hochwasser, Erdbeben oder Sturm steht die Rettung von Kunst- und Kulturgut nicht auf der Prioritätenliste von Feuerwehr und THW, denn Menschenleben und der Schutz kritischer Infrastrukturen haben Vorrang. Damit betroffene Archive, Bibliotheken und Museen aber nicht auf sich selbst gestellt sind, gründen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zunehmend sog. Notfallverbünde. Nun hat das Netzwerk den mit 2.100 Euro dotierten „Riegel – KulturBewahren. Preis für Schutz, Pflege und Ausstellen von Kunst- und Kulturgut“ erhalten.
Lokales Know-how – überregionales Netzwerk
In Notfallverbünden vereinbaren Kulturbetriebe eine gegenseitige Unterstützung, d.h. sie halten vertraglich fest, wie Personal und Sachmittel eingesetzt werden, um einer Einrichtung im Notfalle beizustehen. Um dies sachorientiert, schnell und unbürokratisch leisten zu können, sind die oft spartenübergreifend organisierten Verbünde dezentral aufgestellt. Die Struktur eines Verbundes ist demnach geprägt von den lokalen Gegebenheiten sowie von den konkreten personellen, technischen, räumlichen und finanziellen Möglichkeiten der jeweiligen Vertragspartner. Die Stärke eines Verbundes liegt daher im Wissen um die örtlichen Besonderheiten und in der Kompetenz, das darauf abgestimmte Notfallmanagement durch regelmäßige Übungen zu verbessern, um es im Krisenfall zielgerichtet umsetzen zu können. Da aber nur wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kulturbetrieben „gelernte“ Rettungskräfte sind, besteht großer Bedarf an regelmäßigem fachlichem Austausch – sowohl mit den Experten von Zivil- und Katastrophenschutz als auch mit den Kolleginnen und Kollegen anderer Verbünde.
Preisverleihung 2017
Die »Notfallverbünde Deutschland« erhalten den „Riegel – KulturBewahren 2017“. Die Auszeichnung würdigt das ausgeprägte freiwillige Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinsichtlich Prävention und Schutz der ihnen anvertrauten Kunst- und Kulturgüter sowie ihre sachbezogene, spartenübergreifende und zukunftsorientierte Zusammenarbeit. Darüber hinaus will der „Riegel“ die weitere Entwicklung der Notfallverbünde unterstützen. Da die fachliche Kompetenz der Akteure vom direkten Austausch profitiert, kann das Preisgeld z.B. dazu beitragen, die jährlichen Treffen der Verbünde durchzuführen. Eine andere Option ist es, die Webseite der Notfallverbünde zu einem zentralen Wissensportal auszubauen. Um die bundesweite Vernetzung und Kommunikation zu erleichtern, braucht es einen Überblick über bestehende Verbünde sowie praxisnahe Anregungen für deren Planung und Arbeit, darunter Musterdokumente, Informationen über Notfallmaterialien, Berichte zu Übungen oder Hinweise zur Literatur.
Stellvertretend für die »Notfallverbünde Deutschland« hat Michael John, Leiter Notfallverbund Dresden, den Preis am 26.10.2017 in München entgegen genommen. Die Laudatio hielt Professor Dr. Andreas Burmester, ehem. Direktor des Doerner Institutes der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und Fachmann auf dem Feld der Präventiven Konservierung. Die Verleihung erfolgte im Bayerischen Nationalmuseum, anschließend an die Veranstaltung „Das grüne Museum“.
Förderer 2017
Folgende Unternehmen tragen den „Riegel – KulturBewahren“:
Premium-Partner
- Deffner & Johann GmbH
- IBB • Ingenieurbüro Bautechnischer Brandschutz
- Zilkens Fine Art Insurance Broker GmbH
Superior-Partner
Classic-Partner
Bei den genannten Unternehmen handelt es sich um Lieferanten und Dienstleister, die über die Produkte, das Fachwissen oder das Personal verfügen, um Kunst- und Kulturgut dauerhaft zu erhalten bzw. sachgerecht zu präsentieren.
Allen Förderern danke ich sehr herzlich für ihr finanzielles Engagement, das beiträgt, die Bewahrung von Kunst- und Kulturgut zu unterstützen.
Weitere Informationen:
www.riegel-preis-kulturbewahren.de
www.notfallverbund.de
Berthold Schmitt, Initiator der Auszeichnung „Riegel – KulturBewahren“
Dieser Beitrag ist erstmals erschienen in KulturBetrieb, zwei 2017, S. 60.
