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Digitaler Besucherbegleiter im Museum

In Bonn gibt eine Maschine Auskunft zu Exponaten

Wenn es bei dem Erfinder Daniel Düsentrieb einmal hakt, hilft ihm sein selbstgebauter und über künstliche Intelligenz verfügender Roboter Helferlein. Auch die Gäste des Hauses der Geschichte in Bonn können nun – ähnlich wie die Comicfigur von Walt Disney – von einem smarten Begleiter lernen.

160 Zentimeter – 120 Kilo – 3,5 Stundenkilometer

Am 11. Dezember 2017 ist die neue Dauerausstellung im Haus der Geschichte eröffnet worden. Roboter Eva erklärt und beantwortet Fragen: „Hallo, Eva ist mein Name´, sagt sie auf Aufforderung der Besucher. `Ich kann dir Spannendes zu einer Paketdrohne, einem Stahlträger aus dem World Trade Center und zu einem Flüchtlingsboot erzählen.´“ (Anm. 1)
Die vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik entwickelte Maschine hat einen `Bruder´ Paul, der in Münchner Technikmärkten eingesetzt ist: „Die neueste Premium-Roboter-Generation hat puppige Gesichter, Bäuche auf die man drücken kann. Sie sind in pastelligen Babyfarben gehalten, damit Kinder und alte Menschen gerne mit ihnen kommunizieren. Roboter `Paul´ ist nicht humanoid, erinnert also nicht an einen Menschen. Paul ist eine weiße Säule auf Rollen mit einem dunklen Display – auf dem allerdings zwei runde Augen leuchten, die ihre Gesprächspartner auch schmal anblinzeln können. `Auf einen Mund haben wir bewusst verzichtet. Paul soll eine Maschine bleiben.´“ (Anm. 2)
Mit dem rollenden Begleiter will das Bonner Museum – »Audioguide war gestern« (?) – „mitreden, wenn es darum geht, welche Wege sie in der Ausstellung zurücklegen soll.“ Aber die Praxis zeigt: „Auf viele Fragen weiß Eva keine Antwort. `Wo bin ich hier?´, wollen die Besucher wissen und erwarten eine halbwegs originelle bis wahrhaftige Antwort, wie sie sie von Sprachassistenten wie Siri oder Alexa kennen. Aber die kommt von Eva nicht. `Wie spät ist es?´ – `Eva, wie geht es dir heute?´, fragen sie. `Hast du was gesagt? Bitte wiederhole, was du gesagt hast´, sagt Eva. Doch auch beim zweiten Mal beantwortet sie die Frage nicht. (…) Immer dann, wenn sie die Antwort nicht weiß, zieht sie ihre Augen zusammen, so als würde sie ihr Unvermögen tatsächlich bedauern.“ (Anm. 3)

»Besser gut abgeschaut, als schlecht selber gebaut«

… sagt schon Daniel Düsentrieb. Ist die Bonner Eva also der „allerneueste technische Stand“? Unternehmen wie Amazon oder Apple bieten dagegen sprachgesteuerte Geräte und Dienste an, bei denen die Zufriedenheitsrate der Benutzer bereits 2012 recht hoch war: Von den Befragten „sind rund die Hälfte zufrieden mit der Sprachsteuerung, neun Prozent hingegen nicht. 37 Prozent sind unschlüssig bezüglich der Zufriedenheit.“ (Anm. 4) „Dagegen wirkt Eva aus dem Haus der Geschichte fast schon überholt.“ Aufsicht und Servicekraft Vladimir Hoffmann hat keine „Angst, dass der Roboter ihm seinen Job streitig machen könnte. Dafür kennt er Eva zu gut. Für Mensch und Robert gebe es einfach nicht genug Platz. `Wenn eine Schulklasse kommt, ist es vorbei, oder jemand mit dem Rollstuhl. Dann muss Museumswärter Hoffmann vermitteln.“ (Anm. 5) Einstweilen scheint es bei Martin Warnkes Dictum zu bleiben: „Der Museumswärter ist im Museum der meistgefragte Mann.“ (Anm. 6)

Anm. 1: Lisa Kreuzmann, Mein Name ist Eva. Im Bonner Haus der Geschichte führt jetzt ein Roboter durch die Ausstellung, in: Die ZEIT, 05.04.2018
Anm. 2: Eva von Steinburg, Paul, der Roboter: Ein neuer Partner im Verkauf, in: Münchner Abendzeitung, 09.03.2017; Quelle: www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.entwicklung-des-fraunhofer-instituts-paul-der-roboter-ein-neuer-partner-im-verkauf.d92d1e34-bbf8-4fd9-9fe2-f9f50995eab6.html; Abfrage: 17.07.2018
Anm. 3: Haus der Geschichte; www.hdg.de/haus-der-geschichte/ausstellungen/unsere-geschichte-deutschland-seit-1945/countdown-zur-wiedereroeffnung/; Abfrage: 17.07.2018
Anm. 4: Siri: So wird Apples digitaler Assistent tatsächlich genutzt, in: t3n digital pioneers, 24.05.2012; Quelle: t3n.de/news/siri-apples-digitaler-assistent-389818/; Abfrage: 17.07.2018
Anm. 5: Kreuzmann, a.a.O. Anm. 6: Museumsfragen, in: Künstler, Kunsthistoriker, Museen. Beiträge zu einer kritischen Kunstgeschichte, Luzern/Frankfurt a.M. 1979, S. 119-122.

Dieser Text wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb zwei 2018, S. 12.

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