Diese Webseite nutzt Cookies

Diese Webseite nutzt Cookies zur Verbesserung des Erlebnisses unserer Besucher. Indem Sie weiterhin auf dieser Webseite navigieren, erklären Sie sich mit unserer Verwendung von Cookies einverstanden.

»Der braun-weisse Boden spiegelt leicht«

Schweizer Museum kommuniziert vorbildlich über Zugänglichkeit

Die Rampe im Außenbereich ist zehn Meter lang, aber nicht überdacht. Das Gefälle des stufenlosen Aufgangs beträgt sieben Prozent. Die WC-Brille ist 40 cm hoch. ... Die sprichwörtliche schweizerische Präzision schließt auch die Informationen für den Besuch von Museen ein. Vorbildlich ist das Landesmuseum Zürich.

»Die Schalterfläche ist 92 Zentimeter hoch«

Für Menschen mit Mobilitätsbehinderung stehen besonders viele Informationen bereit, die das gesamte Gebäude systematisch vom Parkplatz, über Außenraum, Eingang, Service- und Ausstellungsräume bis hin zu Restaurant und Kongresshalle erfassen. So werden die befahrbaren Wege im Außenraum (500 cm breit) als eben, fest und rutschsicher beschrieben. Bei Bedarf stehen zwei hauseigene Rollstühle zur Ausleihe zur Verfügung. Die automatische Tür, bedienbar durch Knopfdruck, hat eine nutzbare Breite von 130 cm. Die Treppe im Innenbereich hat einen Handlauf, aber sie ist nicht kontrastreich markiert und die einzelnen Stockwerke sind nicht mit Reliefschrift beschriftet. Die gefällefreie Fläche vor dem Automaten ist fünf Meter lang und das Bedienelement ist 109 cm hoch. Einen Anschluss für Kopfhörer gibt es nicht am Automaten. Die meisten WC sind geschlechtergetrennt, teilweise gibt es geschlechtsneutrale Toiletten. Sämtliche Beschriftungen sind taktil fassbar. (Anm. 1)

Praxisnahe und offene Kommunikation – auch über Schwächen

Das Landesmuseum besteht aus dem 1898 erbauten Haupttrakt und einem 2016 errichteten Flügel. Trotz oder wegen bauzeitbedingter Einschränkungen arbeitet das Haus stets daran, Zugang und Nutzung für seh-, hör- oder gehbehinderte Menschen zu verbessern. So war das Museum erst im Januar 2018 Schauplatz eines Tests mit dem Prototypen eines treppensteigenden Rollstuhls. (Anm. 2) Aber auch jenseits solch spektakulärer Experimente kommuniziert das meistbesuchte kulturhistorische Museum der Schweiz auf seinen Webseiten ausführlich und transparent über Möglichkeiten und Grenzen des barrierefreien Besuchs.
Für Menschen mit Sehbehinderung heißt es: „Die allgemeine Beleuchtung ist durchschnittlich, in einigen Ausstellungen mittel bis schlecht, in den Empfangsörtlichkeiten, dem Bistro, der Boutique und den Treppenhäusern gut bis sehr gut.“ (Anm. 3) „Teilweise sind die Beschriftungen gut lesbar und kontrastreich. Manchmal sind die Beschriftungen durch Schatten, kleine Schrift, ungünstige Lage oder schlechte Kontraste kaum lesbar. Mit dem Langstock sind in den Raum ragende Elemente nicht immer ertastbar.“ (Anm. 4) Blindenhunde können mitgenommen werden, aber Glastüren sind teilweise nicht markiert, Holzverstrebungen können hervorragen und Brailleschrift ist nicht überall vorhanden. Ähnlich informativ und selbstkritisch auch die Gegebenheiten für Menschen mit Hörbehinderung. (Anm. 5)

Das Landesmuseum Zürich beschreibt seine baulichen und technischen Gegebenheiten systematisch, detailliert und nützlich. Bestehende Schwächen werden nicht verschwiegen, sondern klar genannt. Diese ehrliche Kommunikation ist für alle Beteiligten von Vorteil: Menschen mit Einschränkung und / oder deren Begleiter haben bereits im Vorfeld eine Vorstellung davon, was sie beim Besuch selbst erwartet. Die Informationen nützen auch dem Service- und Aufsichtspersonal: Zum einen wissen die Mitarbeiter, worauf es der Leitung des Hauses hinsichtlich Barrierefreiheit ankommt, und zum anderen überblicken sie die Möglichkeiten und Grenzen des Gebäudes besser.
Das Züricher Haus überzeugt durch sachliche Information und nüchterne Selbstkritik. Eine Haltung, die nicht bei allen Kultureinrichtungen zu finden ist.

Anm. 1: Vgl. Barrierefreie Zugänge; Quelle: www.nationalmuseum.ch/d/zuerich/Besucherinfos_Anfahrt.php; Abfrage: 04.07.2018
Anm. 2: Vgl. „Barrierefrei durchs Museum. Landesmuseum Zürich testet treppensteigenden Rollstuhl“ in vorliegender Ausgabe von KulturBetrieb.
Anm. 3: Quelle: www.zugangsmonitor.ch/Zugang-Veranstaltungsorte.89.0.html; Abfrage: 04.07.2018
Anm. 4: Quelle: www.zugangsmonitor.ch/Zugang-Veranstaltungsorte.89.0.html; Abfrage: 04.07.2018
Anm. 5: www.zugangsmonitor.ch/Zugang-Veranstaltungsorte.89.0.html; Abfrage: 04.07.2018

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb zwei 2018, S. 54.

Zurück