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Museen, die über zu niedrige Etats klagen, ...

sollten den Besuch kommerzieller Museumstreffen kritisch prüfen!

Nicht wenige öffentliche Museen verfügen über geringe Etats. Darunter können Präsentation, Vermittlung und Digitalisierung oder Sicherheit und Depot leiden. Dennoch scheint genug Geld vorhanden, dass Verantwortliche von Museen zu kommerziell ausgerichteten Treffen reisen, die auffällig mit attraktiven Rahmenbedingungen locken. Ein kritischer Blick auf ein sonderbares Phänomen!

„Museum kommuniziert!“ – mit „Gebackenem Frischkäse!“

Im Abstand von zwei Jahren richtet das Magazin Museum.de sog. Museumstreffen aus, die vielversprechend klingen: „Das lebendige Museum“ (2012), „Der begeisterte Museumsbesucher!“ (2014), „Museum kommuniziert!“ (2016) oder „Die Ausstellungsobjekte – sie sind die Stars der Museen“ (2018). Genauere Betrachtung zeigt, dass es sich um allgemeine Perspektiven auf die Institution Museum handelt, die eher vage Vorstellungen davon geben, was Museen sein und leisten sollen. Von Fachtagungen im engeren Sinne kann wohl nicht die Rede sein. Weshalb nehmen Museumsprofis trotz klammer Haushalte an solchen Veranstaltungen teil? Ein Blick in das „Forum Branchentreff“ dieser Ausgabe von KulturBetrieb oder auf den Veranstaltungskalender des Onlineportals KulturBewahren zeigt, (Anm. 1) dass es nicht an Alternativen mangelt: Jährlich richten öffentliche und private Veranstalter eine Fülle von Fachtagungen, Kongressen, Symposien, Workshops und Messen aus: Praxisnah, kompetent – und vielfach kostenfrei. Von großer Bedeutung dürfte z.B. die Jahrestagung 2018 des Deutschen Museumsbundes e.V. sein: „Eine Frage der Haltung. Welche Werte vertreten Museen?“ (Bremen, 6.-9. Mai 2018).

Nette Rahmenbedingungen! Reicht das?

Sind auch die Themen der sog. Museumstreffen wenig spezifisch, ziehen die Locations offenbar umso mehr: Museum Kunstpalast, Düsseldorf (2011); Bundeskunsthalle Bonn (2012), Militärhistorisches Museum Dresden (2014), Deutsches Historisches Museum, Berlin (2016) und Ruhr Museum, Essen (2018). Attraktiv auch das kulinarische Angebot: Hausgemachter Joghurt, Azul Kaffee, hauseigene Pasta, Griesflammerie mit Gewürz-Zwetschgen (Dresden), herzhaftes Laugengebäck, frisch gebrühter Kaffee, Pfannkuchen und Pils vom Fass (Berlin). (Anm. 2) Bei dem für 2018 geplanten Treffen ist das `Rundum-sorglos-Paket´, das neben dem leiblichen Wohl auch den freien Zutritt zu den Ausstellungen des Ruhr Museums einschließt, für 69 Euro (inkl. Mwst.) zu haben. (Anm. 3) Hinzu kommen die Kosten für An- und Abreise sowie ggf. Übernachtungen. Abgesehen davon, dass Mitglieder von DMB oder ICOM ohnehin freien Eintritt haben dürften: In welchem Verhältnis stehen bei solchen Veranstaltungen die konkreten fachlichen Aspekte und die eher allgemeinen beruflichen Interessen? Dazu eine Besucherin: „Museumstreffen 2016 – als Tagungstitel hätte das gereicht, er wird der Veranstaltung gerecht. Vor einer Woche fand im Deutschen Historischen Museum in Berlin die von Museum.de (Uwe Strauch) organisierte Tagung „Museum kommuniziert“ statt. Der Titel war etwas irreführend, das Spektrum des Begriffs „Kommunikation“ ist weit und meine Kollegin und ich hatten uns anderes erhofft. (…) Wie sich in den Pausengesprächen abzeichnete, war ich nicht die einzige Teilnehmerin, die das Tagungsmotto missverstanden hatte. Im Endeffekt ging es um das traditionelle Netzwerken mit Kollegen und Firmen vor Ort, was natürlich seine Vorteile und Berechtigung hat, weil man viele interessante Menschen kennenlernt.“ (Anm. 4)
Netzwerke bieten auch die Veranstaltungen von DMB, ICOM und der Landesverbände – oder XING, LinkedIn & Co. Das sog. Museumstreffen hat vor allem zwei Gewinner: Das gastgebende Museum (Besucherstatistik) und der Veranstalter (Kommerz).

Berthold Schmitt, Herausgeber der Fachzeitschrift KulturBetrieb

Anm. 1: Vgl. https://www.kulturbewahren.de/services/termine/
Anm. 2: Zu der Auswahl vgl. issuu.com/museum.de/docs/museumstreffen sowie issuu.com/museum.de/docs/tagungsbrosch__re_28final4; Abfrage: 17.04.2018
Anm. 3: Vgl. http://www.shopmuseum.de/museumstreffen; Abfrage: 17.04.2018
Anm. 4: Marlene Hofmann, „Museum kommuniziert“ wie, wo und wohin? – Resümee einer Fachtagung, 28.10.2016; Quelle: http://blog.burg-posterstein.de/tag/kommunikation/; Abfrage: 17.04.2018

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb, eins 2018, S. 38.

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