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Jeder sollte natürlich dazu gehören

Museen lassen sich aus der Perspektive von Kindern bewerten

`Inklusion´ beschreibt die Einbeziehung von Menschen in die Gesellschaft. Vielfach wird der Begriff jedoch auf Personen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen reduziert. Und an Kinder denkt man hingegen nicht zwangsläufig. Einige Museen wollen das ändern, auch mit Blick auf den potenziellen Besucher von morgen.

Durch die Augen des Kindes sehen

Spezielle Programme für Kinder finden sich in vielen Museen u.a. kulturbewahrenden Einrichtungen. Aber auf welchen Annahmen basieren diese Angebote? Selten werden die Kinder selbst zu ihren Wünschen, Möglichkeiten und Perspektiven befragt. Um Genaueres aus erster Hand zu erfahren, hat die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf zum Praxistest eingeladen. Der `Klassiker´, über den sich nicht nur junge Museumsgäste beklagen, ist selbstredend dabei: Die schwere Lesbarkeit der Beschilderung bei den Exponaten. Aber darüber hinaus ist den jungen Testpersonen im Laufe eines halben Schuljahres eine Menge aufgefallen. Schon der Zugang zum Gebäude wirkt auf Kinder offenbar wenig einladend: Die dunkel gekachelte Fassade sei kahl und der Name des Museums fehle. Auch „die langen, schwarzen Bänke im durchgestylten Foyer kamen nicht gut an. `Die sind so unbequem, zu hart und man kann nicht gut reden´, sagt die neunjährige Mathilda. Denn wichtig sei, dass man sich in einer Unterhaltung `ankugt´, wie ein Schüler auf einer Zettelwand notierte. Aber auf den Ledersitzen am Eingang muss man sich dafür verrenken. Was Erwachsene nicht mehr wahrnehmen, fällt den jungen Kritikern auf: Der Eingang ist schwer zu finden, die Drehtür gehorcht eigenen Gesetzen. (…) Unter den 25 Jungen und Mädchen aus der Klasse 4b der Paul-Klee-Grundschule in Düsseldorf waren einige noch nie zuvor in einem Museum. Ihre Meinung interessiert die Museumspädagogen sehr. `Es gibt viele Aspekte, die uns im Traum nicht eingefallen sind´, sagt Marijke Maschwitz und erzählt von einem Kind, das den Tresen mit der Kasse zu hoch findet. `Ich kann nicht sehen, was die da machen!´, sagte es und schlug eine kleine Treppe vor.“ (Anm. 1)

Auf Augenhöhe mit den Besuchern?

Manche Museen gehen partiell auf die besonderen Voraussetzungen von Kindern ein. So hängt das Albertinum in Dresden einige Gemälde tiefer. Aktuell wird im Bode-Museum in Berlin unter dem Namen „lab.Bode“ experimentiert: Schüler/innen und Lehrer/innen von neuen Berliner „Schulen entwickeln und erproben gemeinsam mit Vermittler/innen, Künstler/innen sowie Expert/innen verschiedener Disziplinen neue Vermittlungsansätze. Ausgangsort für diese Experimente, Recherchen und Workshops ist das Vermittlungslabor im Bode-Museum. Neben der Entwicklung von Vermittlungsformaten wird im Prozess gefragt, wie sich die Zusammenarbeit von Schule und Museum gestaltet und wie diese Kollaboration nachhaltig wirken kann. Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie ist Kooperationspartnerin für die Schulprojekte und unterstützt die Initiative bei der Zusammenarbeit mit den Partnerschulen.“ (Anm. 2)

Im Wettbewerb um den Besucher (Anm. 3) ist Kreativität gefragt. Geht es nach dem Deutschen Museumsbund (DMB), soll dabei aber nicht nur die Zahl der Besuche das entscheidende Kriterium für gute Museumsarbeit sein. In seiner Jahrestagung 2019 wird sich der DMB mit der Relevanz des Museums befassen. Unter dem Titel „Visionen für die Vermittlungsarbeit“ sollen vor allem vier Themenkreise untersucht werden: 1. Bildungsarbeit ganzheitlicher denken (Welches Potential bieten Ausstellungen für Bildung?), 2. Change Management im Museum (Öffnung gegenüber einem heterogenen Publikum), 3. Auf Augenhöhe mit den Besuchern (Wie kann professionelle Zusammenarbeit mit Besuchern gelingen?) und 4. Soziale Kohäsion im Museum (Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes statt immer mehr Spezialprogramme für verschiedenste Zielgruppen) (Anm. 4)

Anm. 1: Kunstsammlung NRW lässt sich von Kindern bewerten, in: NRZ, 16.07.2018; Quelle: https://www.nrz.de/staedte/duesseldorf/kunstsammlung-nrw-laesst-sich-von-kindern-bewerten-id214856397.html; Abfrage: 24.12.2018
Anm. 2: Schulprogramm, in: lab.Bode; Quelle: https://www.lab-bode.de/schulprogramm/; Abfrage: 24.12.2018
Anm. 3: Vgl. „Europäische Kunstmuseen haben hohes Ansehen, aber deutschsprachige Häuser rangieren weit hinten“ sowie „Desinteresse an Kunst und Kultur wächst“ in vorliegender Ausgabe von KulturBetrieb.
Anm. 4: Vgl. Visionen für die Vermittlungsarbeit, Jahrestagung 2019, 5. bis 8. Mai, Dresden; Quelle: https://www.museumsbund.de/wp-content/uploads/2018/12/dmb-call-for-papers-jahrestagung-2019.pdf; Abfrage: 24.12.2018

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in eins 2019 KulturBetrieb, S. 10.

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