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Barrierefrei durchs Museum

Landesmuseum Zürich testet treppensteigenden Rollstuhl

Kultureinrichtungen sind nicht immer barrierefrei. Das gilt nicht nur für viele historische Burgen und Schlösser, sondern mitunter auch für moderne Gebäude. Die Ursachen können vielfältig sein: Fehlende bauliche Kapazitäten, Kollision gegenläufiger Interessen oder Denkmalschutz. Wo es bislang aber `nur´ am Geld mangelte, könnte sich nun eine Alternative abzeichnen.

Treppensteigen und rollen

Das Landesmuseum Zürich ist das meistbesuchte kulturhistorische Museum der Schweiz. Es besteht aus dem 1898 erbauten Haupttrakt und einem 2016 errichteten Flügel. Obwohl das Museum hinsichtlich Barrierefreiheit bereits gut aufgestellt ist und vorbildlich darüber kommuniziert, (Anm. 1) ist man stets an weiteren Verbesserungen interessiert. So war das Museum im Januar 2018 Schauplatz eines Tests mit dem Prototypen eines treppensteigenden Rollstuhls. Ein Museumsbesucher hatte sich als Testpilot zur Verfügung gestellt. Bei dem Experiment hatte das elektrisch betriebene Gefährt u.a. zwölf Stufen zu überwinden. „Dank integrierter Gummiraupen bewältigte er das Hindernis problemlos. Nach dem Treppensteigen traten dann wieder die normalen Rollstuhlräder in Aktion. Gesteuert wird der Stuhl mittels Joystick und Handy-App. `Ohne Anleitung geht dies jedoch nicht´, stellte der Testfahrer fest. `Entweder braucht man eine Fahrprüfung oder Hilfe auf Schritt und Tritt.´ Des Weiteren bedauerte er, dass das Gefährt mit 5 km/h `sehr langsam´ und mit 95 Kilo `recht schwer´ sei. Und schön wäre es, wenn man mit dem Gefährt ins Auto ein- und aussteigen könnte, regt er an.“ Eine Schrecksekunde erlebte der Testfahrer, „als es die Treppe runterging und der Stuhl etwas arg ruckelte. Aber Treppensteigen sei für ihn halt `sehr, sehr ungewohnt´, räumte der Rollstuhlfahrer ein.“ Hinter dem Projekt stehen Beni Winter und Studenten der ETH Zürich und der Zürcher Hochschule der Künste. Seit 2014 tüfteln sie an dem Fahrzeug und haben mittlerweile ein eigenes Unternehmen für Entwicklung und Marketing der Erfindung gegründet. Investoren finanzieren den Rollstuhl, der voraussichtlich Ende 2019 in den Verkauf gelangen soll. (Anm. 2)

Günstiger als Bauen

Für das Landesmuseum sei die Zusammenarbeit mit dem Start-Up-Unternehmen eine Gelegenheit, sich für die Barrierefreiheit des Museums zu engagieren und die Forschung bei innovativen Lösungen zu unterstützen, sagte Direktor Andreas Spillmann. Die Kosten von etwa 30.000 Franken für einen Scewo-Rollstuhl fallen laut Spillmann `kaum ins Gewicht´. Bauliche Maßnahmen seien stets teurer oder wegen des Denkmalschutzes gar nicht möglich.“ (Anm. 3)

Anm. 1: Landesmuseum Zürich, Informationen für Menschen mit einer Mobilitätsbehinderung; Quelle: zuerst.proinfirmis.ch/pois/detail/3427; Abfrage: 16.06.2018; vgl. „»Der braun-weisse Boden spiegelt leicht.« Schweizer Museum kommuniziert vorbildlich über Barrierefreiheit“ in vorliegender Ausgabe von KulturBetrieb.
Anm. 2: Museumsbesucher als Versuchskaninchen, in: Liechtensteiner Vaterland, 07.01.2018; Quelle: www.vaterland.li/wirtschaft/international/museumsbesucher-als-versuchskaninchen;art105,309337; Abfrage: 16.06.2018
Anm. 3: a.a.O.

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb zwei 2018, S. 56.

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