Diese Webseite nutzt Cookies

Diese Webseite nutzt Cookies zur Verbesserung des Erlebnisses unserer Besucher. Indem Sie weiterhin auf dieser Webseite navigieren, erklären Sie sich mit unserer Verwendung von Cookies einverstanden.

Wie steht es um die wirtschaftliche Relevanz von Museen?

Studie über Rentabilität der Museen in Österreich

Die Relevanz von Museen u.a. kulturbewahrenden Einrichtungen ist wiederholt Gegenstand von Diskussionen. So greift z.B. der 2018 erschienene Tagungsband „Qualität in Museen“ die wachsende Debatte um die „Daseinsberechtigung“ von Museen, Bühnen, Musik und Rundfunk auf. (Anm. 1) Nun hat der Museumsbund Österreich (MÖ) eine Studie vorgelegt, wonach sich öffentliche Förderungen rentieren.

Wertschöpfung und Arbeitsplätze

Die Diskussion um die Verteilung von Steuermitteln macht vor Kultureinrichtungen nicht halt. So zeigen in Deutschland und Österreich immer mehr Verantwortliche in Politik und Gesellschaft den „Wunsch nach Fakten, die Erkenntnisse liefern, Entscheidungen erleichtern und eine verbesserte Steuerung ermöglichen.“ (Anm. 2) Unklarheit besteht vielfach darüber, welche Indikatoren geeignet sind, um Relevanz und Qualität zu messen. Sind es Besucherzahlen, Kosten pro Besucher, Onlinepräsenz, Personal- und Gebäudekosten, Deckungsgrad, Drittmitteleinwerbung …? Eine weitere mögliche Kennzahl ist die sog. Umwegrentabilität. Diese geht von der Annahme aus, dass der indirekte Nutzen einer Veranstaltung oder einer Einrichtung die damit verbundenen Kosten insgesamt rentabel macht. Diese Art der Refinanzierung blickt u.a. auf Übernachtungszahlen, Gastronomie und Einzelhandel.
Ende 2017 bzw. Anfang 2018 hat die ICG Integrated Consulting Group im Auftrag des MÖ österreichische Museen befragt. „58 Prozent der 742 registrierten Museen nahmen an der Studie teil. Fehlende Daten wurden aus öffentlich zugänglichen Quellen, darunter Statistik Austria und den Kulturbereichen der Bundesländer, ergänzt. Die öffentlichen Subventionen beliefen sich 2016 auf 281 Millionen Euro, die daraus generierte Wertschöpfung auf 500 Millionen. Rund 60 Prozent der Subventionen flössen alleine durch Steuern und Tourismus wieder an den Staat zurück. Die registrierten Museen zusammen verzeichnen 19,1 Millionen Besuche – wobei aber nicht berücksichtigt wurde, ob eine Person mehrmals in Museen geht. Von ihnen nahmen knapp 14 Prozent an einer Führung oder einem Workshop teil. Die Besucher konnten Ausstellungen auf einer Fläche von rund 2,7 Quadratkilometer erleben, das entspricht etwa 380 Fußballfeldern. Ungefähr 80 Prozent der Museen verlangen dafür Eintritt oder eine freiwillige Spende, der Eintrittspreis liegt meistens zwischen fünf und zehn Euro. An den Museen gibt es etwa 6.300 Arbeitsplätze, durch die Vorlagerung und in Verbindung stehende Aktivitäten werden insgesamt 7.700 Vollzeitäquivalente geschaffen. Relevant zeigten sich die Museen ebenso für den Tourismus: Mehr als die Hälfte aller Besucher kommen aus Regionen außerhalb eines Umkreis von 30 Kilometer und gelten damit als Touristen. Die Museen würden 1,775 Milliarden Euro Wertschöpfung im Kulturtourismus generieren und etwa 30.800 Arbeitsplätze schaffen.“ (Anm. 3)

Sprachfähig werden mit eigenen Kennzahlen

Für jeden Euro, den die öffentliche Hand in Museen steckt, fließen rund 1,80 Euro in die Wirtschaft. Für Wolfgang Muchitsch, Präsident des österreichischen Museumbundes, ist das eine Antwort auf die Frage „Museen – Wozu?“ Hintergrund für die Studie des österreichischen Museumbundes war laut Muchitsch unter anderem der härter werdende Wettstreit um öffentliche Förderungen.
Aber selbst unter Ökonomen ist die Aussagekraft der Umwegrentabilität umstritten. So wird eingewendet, dass sich das Konzept eher für die politische Diskussion um die Rechtfertigung einer Förderung eigne, als für eine Analyse nach betriebswirtschaftlichen Maßstäben. Auch deshalb rät z.B. der Ökonomieprofessor Bernd Günter den Kulturbetrieben, sich „um eine aktive Mitgestaltung der Kennzahlensysteme zu bemühen. Um aus der defensiv geführten Finanz- und Kostendiskussion herauszukommen, ist zu empfehlen, dass die Einrichtungen in eine offensive Leistungsdiskussion gehen.“ (Anm. 4) In diesem Sinne argumentieren auch Volker Rodekamp und Bernhard Graf: „Die Museen sind also aufgerufen, eigene Messsysteme zu entwickeln und zu begründen.“ (Anm. 5)

Auch wenn viele Museen nicht über Fachpersonal aus Betriebswirtschaft, Marketing oder Controlling verfügen, können sie einiges tun, um eigene Parameter zu definieren und geeignete Zielvereinbarungen mit den Trägern und weiteren Stakeholdern zu vereinbaren. Einen Einstieg bietet die 2018 vom Deutschen Museumsbund e.V. vorgelegte „Handreichung Strategisches Management und strategisches Controlling in Museen – Ansätze für die strategische Museumssteuerung.“ (Anm. 6)

Anm. 1: Vgl. Berthold Schmitt, Was ist gute Museumsarbeit? Tagungsband „Qualität in Museen“ ist erschienen, in: KulturBetrieb, zwei 2018, S. 80 f.
Anm. 2: Barbara Rüschoff-Thale, Einleitung, in: Qualität in Museen. Fachtagung am 23. und 24.10.2014 im LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster; hrsg. vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Münster 2018, S. 7. Der Tagungsband (115 Seiten) steht als Download bereit unter: www.qualitaet-in-museen.lwl.org
Anm. 3: Österreichs Museen sind rentabel, aber wenig digitalisiert, 05.12.2018; Quelle: derstandard.at/2000088761322/Oesterreichs-Museen-sind-rentabel-aber-wenig-digitalisiert ; Abfrage: 12.12.2018
Anm. 4: Qualitätsmessung im Marketing, in: Qualität in Museen, 2018, S. 76.
Anm. 5: Qualität als Grundlage für Museumsentwicklung, in: Qualität in Museen, 2018, S. 22.
Anm. 6: Handreichung Strategisches Management und strategisches Controlling in Museen – Ansätze für die strategische Museumssteuerung. Ergebnisdokumentation der gleichnamigen Arbeitsgruppe im Arbeitskreis Verwaltungsleitung; Hrsg.: Deutscher Museumsbund e.V., Autor: Prof. Dr. Robert Knappe, Berlin 2018, 68 Seiten; ISBN 978-3-9816628-9-4; Download unter: https://www.museumsbund.de/wp-content/uploads/2018/05/handreichung-strategisches-management-online.pdf; Abfrage: 12.12.2018

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in eins 2019 KulturBetrieb, S. 82.

Zurück