Kulturbetriebe sind nicht selten der Ansicht, ihre Interessen würden von den politisch, administrativ und finanziell Verantwortlichen nicht (ausreichend) gehört, verstanden und berücksichtigt. Der Schulterschluss mit anderen betroffenen Einrichtungen ist verständlich und gegebenenfalls tröstlich, aber ist er auch hilfreich? Der Kultursparte Bibliothek reicht das offenbar nicht. Mit speziellen Weiterbildungen befähigt z.B. die Büchereizentrale Niedersachsen kleinere und mittelgroße Bibliotheken zur Lobbyarbeit in eigener Sache.
Bibliotheken auf die Tagesordnung!
Unter diesem Motto geht es um die praktische Lobbyarbeit für Öffentliche Bibliotheken. In der Ankündigung zu der Fortbildung am 3. September 2019 heißt es: „Öffentliche Bibliotheken in Deutschland gehören zu den freiwilligen Aufgaben einer Kommune. Gerade in Zeiten knapper Kassen fallen diese Einrichtungen jedoch leichter dem Rotstift zum Opfer als Einrichtungen, die Pflichtaufgabe sind. Der unschätzbare Wert, den Bibliotheken für den einzelnen Menschen, für die Kommune und die Gesellschaft darstellen, wird dabei häufig übersehen. Lobbyarbeit heißt das Schlagwort, mit dem Bibliotheken ihre Stärken benennen und in die (politische) Öffentlichkeit tragen, um Planungssicherheit zu erlangen und mit den notwendigen Ressourcen ausgestattet zu werden. Ziel dieser Fortbildung ist:
• Sinn und Nutzen von Lobbyarbeit zu erkennen,
• die für die eigene Kommune wichtigen Adressaten und geeigneten Strategien kennenzulernen,
• praktisch Formulierungen (z.B. für Interview, Jahresbericht, Diskussionen im Gemeinderat) auszuprobieren und einzuüben. (Anm. 1)
Während für Museen vergleichbare Veranstaltungen kaum angeboten werden, scheinen die Verbände im Bibliothekswesen deutlich aktiver. Auch das Bundesland Nordrhein-Westfalen und das Kölner Zentrum für Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Weiterbildung (ZBIW) unterstützen Bibliothekarinnen und Bibliothekare bei der professionellen Kommunikation gegenüber Trägern und Externen. Angeboten werden z.B. Seminare wie „Sicher und überzeugend die Bibliothek präsentieren“ oder „Wert und Wirkung von Bibliotheken messen“. Die meist eintägigen Formate wenden sich an Führungskräfte Öffentlicher Bibliotheken, die vor Gremien und Gruppen aus Politik, Verwaltung und Kommune präsentieren. Für die Beschäftigten der kommunalen Öffentlichen Bibliotheken NRW sind die Weiterbildungen kostenfrei. (Anm. 2)
Wo findet man entsprechende Veranstaltungen?
Insgesamt wird für Archive, Bibliotheken, Museen u.a. kulturbewahrende Einrichtungen eine Fülle an Seminaren, Workshops und sonstigen Veranstaltungen angeboten, in denen es um den personellen, technischen und administrativen Betrieb von Kultureinrichtungen geht. Spartenbezogenen Überblick bieten u.a. (Auswahl):
• Archivwesen: https://www.vda.archiv.net/aktuelles.html
• Bibliothekswesen: www.library-training.de
• Museumswesen: https://www.museumsbund.de/termine/
Eine spartenübergreifende Auflistung von nationalen und internationalen Fortbildungen, Messen, Konferenzen, Kongressen, Seminaren, Symposien, Tagungen, Vorträgen, Webinaren und Workshops bietet das Onlineportal KulturBewahren. Der Zugang zum Portal ist kostenfrei und ohne Registrierung möglich. Hier der Link: https://www.kulturbewahren.de/services/termine/
Anm. 1: Bibliotheken auf die Tagesordnung! Praktische Lobbyarbeit für Öffentliche Bibliotheken; Quelle: https://www.bz-niedersachsen.de/fortbildung-detailansicht/bibliotheken-auf-die-tagesordnung-praktische-lobbyarbeit-f%C3%BCr-%C3%B6ffentliche-bibliotheken.html; Abfrage: 09.07.2019
Anm. 2: Vgl. Berthold Schmitt, Die Interessen der Museen kompetent vertreten. Von den Bibliotheken lernen!, in: KulturBetrieb, zwei 2017, S. 94 f.
Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb, zwei 2019, S. 50.
