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Schadstoffe in Museen, Bibliotheken und Archiven

Präventive Konservierung minimiert Risiken - für Mensch und Objekt

Museale Einrichtungen bewahren kultur- und kunsthistorische Zeugnisse für nachkommende Generationen. In den vergangenen Jahren hat dabei die Präventive Konservierung zunehmend an Bedeutung gewonnen. Durch das Schaffen optimaler Umgebungsbedingungen sollen Risiken minimiert und der Entstehung von Schäden vorgebeugt werden. Über einen langen Zeitraum hat man sich daher ausschließlich mit Fragen der korrekten Klimatisierung und geeigneter Beleuchtungsstärken auseinandergesetzt. Seit einigen Jahren stellt zusätzlich das Thema der Schadstoffe einen hochaktuellen Schwerpunkt dar.

Mögliche Quellen für Schadstoffe

Schadstoffe können grundsätzlich mit der Außenluft eingetragen oder im Innenraum selbst freigesetzt werden. Da Baukörper immer stärker abgedichtet werden, insbesondere angesichts zunehmender Energieeinsparmaßnahmen, stellt der Innenraum die primäre Quelle für Schadstoffe dar. Diese werden überwiegend durch im Raum verbaute Materialien und eingebrachtes Mobiliar abgegeben, aber auch durch den menschlichen Organismus (z.B. Atmung, Transpiration) freigesetzt. In musealen Einrichtungen kommt als weitere Emissionsquelle das Sammlungsgut selbst hinzu. In der Regel handelt es sich dabei um biozide Wirkstoffe, die vornehmlich in den 1950er bis 1980er Jahren im Rahmen von Konservierungsmaßnahmen in die Objekte eingebracht wurden. Betroffen sind aus organischen Materialien bestehende Exponate und hier primär ethnologische und naturkundliche Sammlungen. Die als Wirkstoffe eingesetzten Verbindungen stellen aufgrund ihrer Toxizität für die menschliche Gesundheit eine Gefahr dar, so dass verschiedene Ansätze für eine Dekontamination von Sammlungsgut entwickelt wurden, die allerdings mehrheitlich noch keine Marktreife erlangt haben. Durch Bauprodukte und Einrichtungsmaterialien einschließlich Mobiliar werden flüchtige organische Verbindungen freigesetzt, die ebenfalls hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Auswirkungen bewertet werden müssen, aber auch Exponate schädigen können und somit für Fragen der Inneneinrichtung und -ausstattung von Museumsräumen eine besondere Bedeutung haben.

Schadensbilder und Vermeidungsstrategien

Bislang sind nur wenige Schadensmechanismen einzelner Verbindungen bekannt. Aufgrund ihrer nachweislich korrosiven Auswirkungen auf Metall, Papier, Glas, Textilien und kalkhaltige Strukturen gelten Ameisensäure und Essigsäure sowie Formaldehyd als wichtigste organische Schadstoffe im musealen Umfeld. Zu den bekanntesten Schadensbildern zählen weiße Ausblühungen auf Oberflächen von Bleiobjekten und kalkhaltigen Materialien, während Cellulose durch Säureexposition zersetzt und abgebaut wird. Aus präventiven Gründen wird daher versucht, ausschließlich Materialien im Umfeld von Sammlungsgut einzusetzen, die weder Ameisen- und Essigsäure noch Formaldehyd freisetzen. Da Bauprodukte und Einrichtungsgegenstände darüber hinaus eine Vielzahl an anderen organischen Verbindungen emittieren können, sollten die Emissionen so niedrig wie möglich sein (as low as reasonably achievable). Dieses sogenannte ALARA-Prinzip ist als grundlegende Leitlinie für Umweltbedingungen im Innenraum anerkannt.
Um möglichst geringe Konzentrationen von Luftfremdstoffen im musealen Umfeld erreichen und gewährleisten zu können, muss vor der Anschaffung neuer Einrichtungsmaterialien und -gegenstände deren Emissionsverhalten überprüft werden. Auch Werkstoffe, die in Wohn- oder Bürogebäuden eingesetzt werden, sind nicht zwangsläufig für museal genutzte Innenräume geeignet. Die Gründe liegen in dem möglichen Gefahrenpotenzial für Sammlungsgut und darin, dass insbesondere in Ausstellungsvitrinen der Luftwechsel aus Sicherheitsgründen und zur Gewährleistung eines objektspezifischen Mikroklimas stark reduziert ist. Zur Emissionsprüfung stehen laboratorische, international normierte Prüfverfahren und analytische Methoden zum Nachweis von Einzelsubstanzen zur Verfügung. Darüber hinaus wurden für den Museumssektor einfache Nachweismethoden entwickelt, die die korrosive Wechselwirkung zwischen Werkstoff und Objektmaterial erfassen sollen. Wenn bestehende Ausstellungsräume oder -vitrinen eine Belastung mit Luftfremdstoffen aufweisen und ein Austausch von Materialien nicht möglich ist, muss durch ein angepasstes Lüftungsverhalten und den Einsatz von adsorptiven Materialien versucht werden, die Luftqualität zu verbessern. Auf den von Alexandra Schieweck und Tunga Salthammer neu erschienenen Leitfaden „Schadstoffe in Museen, Bibliotheken und Archiven“, der einen umfassenden Überblick über die Thematik gibt, wurde bereits in Ausgabe vier 2013 (November) dieses Magazins hingewiesen.

Darüber hinaus führt die Forschungsallianz Kulturerbe am 2. Juli 2014 im Residenzschloss Dresden eine Fachkonferenz zum Thema „Schadstoffe in Museen“ durch. Mit der freundlichen Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und gemeinsam mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden widmet sich die Veranstaltung dem Vorkommen, der Erfassung und den Auswirkungen von Schadstoffen in musealen Sammlungen sowie der Erörterung aktueller Problematiken und Lösungsansätze mit dem Fokus auf Textil und Papier.

Dr. Alexandra Schieweck, Fraunhofer-Institut für Holzforschung / Wilhelm-Klauditz-Institut WKI
www.wki.fraunhofer.de

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in "KulturBetrieb. Magazin für innovative und wirtschaftliche Lösungen in Museen, Bibliotheken und Archiven", zwei 2014, S. 54-55.

Zum Magazin: http://www.kulturbetrieb-magazin.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb-magazin/magazin/KulturBetrieb-2014-Ausgabe-2-Mai.pdf