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„Ist ein Arzt in der Nähe?“

Eine App, die auch in Kulturbetrieben Leben retten kann

Museen, Archive und Bibliotheken sind Orte, an denen oft viele Menschen zusammen kommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gast einmal ärztliche Notfallhilfe benötigt, ist nicht gering. Eine neue App kann für rasche und kompetente Hilfe sorgen.

Rettungsdienste sind schnell – aber nicht immer schnell genug

Zivile Rettungsdienste haben die Aufgabe, bei medizinischen Notfällen rund um die Uhr schnell und sachgerecht zu helfen und Leben zu retten. Die Bundesländer regeln den Einsatz und definieren u.a. sog. Hilfsfristen, innerhalb derer die Einsatzfahrzeuge landesweit am Ort des Geschehens sein müssen. So sieht z.B. Sachsen eine Hilfsfrist von insgesamt zwölf Minuten vor. Diese „gilt als eingehalten, wenn planerisch bei 95 Prozent der in einem Jahr im Rettungsdienstbereich zu erwartenden Notfalleinsätze die Hilfsfrist eingehalten werden kann (p95-Wert).“ (Anm. 1) Im Sommer 2015 teilte das zuständige Sozialministerium mit: „Zwischen 2010 und 2012 waren die Einsatzfahrzeuge sachsenweit nur in 87 bis 88 Prozent der Fälle fristgemäß vor Ort.“ (Anm. 2) Der Freistaat dürfte mit den als „verheerend“ bezeichneten Ergebnissen, für die unterschiedliche Gründe angeführt werden, nicht alleine stehen.

„Mobile Retter“ können vielfach helfen

Da die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem medizinischen Notfall rasch sinkt, hat ein Arzt aus Nordrhein-Westfalen die App „Mobile Retter“ entwickelt. Diese „alarmiert ausgebildete Ersthelfer, sobald jemand in der Umgebung den Notruf gewählt hat. (…) Zu den registrierten Freiwilligen zählen Krankenschwestern, Ärzte, Rettungssanitäter oder Feuerwehrleute. (…) In 200 von mehr als 450 Fällen seien die Freiwilligen auch schon vor den Einsatzkräften am Notfallort gewesen. (…) Die Technik ist nicht kompliziert: Die Software erfasst mit dem GPS des Handys den Standort des Gerätes und schickt die Positionsdaten an den Computer in der Rettungsleitstelle. Sollte ein Notruf eingehen, weiß der Rechner, ob ein `Mobiler Retter´ in der Nähe ist und schickt ihm eine Nachricht. Wenn dieser die Anfrage nicht innerhalb von 20 Sekunden annimmt, wird der nächste Helfer informiert usw.“ (Anm. 3) Inzwischen bekunden weitere Bundesländer ihr Interesse an dem 2013 gestarteten Projekt, das u.a. von der Bundesregierung ausgezeichnet worden ist. Eine flächendeckende Nutzung befürwortet der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst. Da das Wohlbefinden der Besucher eine zentrale Aufgabe von Kulturbetrieben ist, sollten auch Museen, Bibliotheken und Archive überlegen, ihren Mitarbeitern aus Service und Aufsicht den Zugang zu solchen Netzwerken zu ermöglichen.

Eine Chance – nicht nur für die Wartburg

Das hoch über Eisenach gelegene Welterbe wird jährlich von rund 340.000 Menschen besucht. Burghauptmann Günther Schuchardt kennt die Risiken des 400 Meter langen und steilen Aufstiegs: „Wir haben jedes Jahr mehr Todesfälle und Kreislaufzusammenbrüche. Zwei bis drei Besucher sterben jährlich bei der Besteigung.“ (Anm. 4) Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sich unter den zahlreichen Gästen dieser Burg und anderer Kulturbetriebe kompetente und engagierte Ersthelfer befinden – man muss sie nur erreichen!

Weitere Informationen: www.mobile-retter.de

Berthold Schmitt, QEM - Qualifizierte Einbindung von Museumspersonal
www.aufsicht-im-museum.de

QEM - Qualifizierte Einbindung von Museumspersonal ist Förderer der Auszeichnung "Riegel - KulturBewahren" (www.riegel-preis-kulturbewahren.de)

Anm. 1: Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums des Innern über die Rettungsdienstplanung im Freistaat Sachsen, 05.12.2006, rechtsbereinigt mit Stand vom 05.02.2008, §3, Abs. 3.
Anm. 2: Andreas Debski, Rettungsdienste können Zeiten nicht einhalten. Jeder achte Notarzt-Einsatz verstößt gegen Hilfsfrist, in: Leipziger Volkszeitung, 25./26.07.2015
Anm. 3: Markus Werning, Im Notfall hilft die App, in: Leipziger Volkszeitung, 25./26.07.2015
Anm. 4: Robert Büssow, Todesfalle Wartburg: Hat die Seilbahn eine Chance?, in: Leipziger Volkszeitung, 22.01.2014

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in "KulturBetrieb. Magazin für wirtschaftliche und innovative Lösungen in Museen, Bibliotheken und Archiven", vier 2015, S. 94.

Zum Magazin: http://www.kulturbetrieb-magazin.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb-magazin/magazin/KulturBetrieb-2015-Ausgabe-4-November.pdf