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Bewahren unter erschwerten Bedingungen

Filmklassiker in Gefahr: Bundesarchiv beklagt desolate Magazine

Das Konservieren ist eine Hauptaufgabe von Museen, Bibliotheken und Archiven. Ideales Ziel einer dauerhaften Bewahrung ist es, jedes einzelne Stück möglichst schonend, sicher und sachgerecht zu lagern. Wie weit Anspruch und Wirklichkeit mitunter auseinander klaffen, zeigt das Beispiel des Bundesarchivs, das mit insgesamt neun Standorten zum Geschäftsbereich des Kulturstaatsministers im Bundeskanzleramt, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien gehört.

Explosives Provisorium

Seit 1997 werden in der ehemaligen Chiffrierzentrale des Ministeriums für Staatssicherheit in Hoppegarten bei Berlin rund 150.000 Titel aus der deutschen Filmgeschichte gelagert, darunter „Das boxende Känguruh“ (1895). Während 2005 ein Zweckbau errichtet wurde, in dem das Material erschlossen, technisch bearbeitet, restauriert und kopiert wird, gestaltet sich die dauerhafte Aufbewahrung schwierig: Rund 80.000 Rollen Film, die die älteste Überlieferungsschicht des Archivs bilden, bestehen aus Cellulosenitrat, einem Stoff, der zu Selbstentzündung und Explosion neigt und deshalb unter das Sprengstoffgesetz fällt. Die vorhandene Klimatechnik ist nicht für eine fachgerechte Lagerung ausgelegt, so Egbert Koppe, Leiter des Filmreferates: „Die Filme leiden darunter, gehen auch kaputt. Bei der Restaurierung wirft uns das um Jahrzehnte zurück.“ Geradezu gefährlich waren die Bedingungen am früheren Standort Berlin-Wilhelmshagen. Dort „hat die mangelnde Frischluftzufuhr dazu geführt, dass uns die chemischen Ausdünstungen der Filme Arbeitsschutzprobleme beschert haben“, so Koppe. Austretendes Naphthalin sorgte im Februar 2013 für Schlagzeilen: „Giftgas bedroht den Filmschatz von Berlin“ (Berliner Kurier).

Höchste Wertschätzung, aber kaum Konkretes

Seit dem 25. April 2013 sind deutsche Filmemacher verpflichtet, neue Werke in eine Datenbank beim Bundesarchiv eintragen zu lassen. Dadurch soll das nationale Filmerbe dauerhaft und umfassend gesichert werden. Dagegen lässt eine konkrete Lösung, um das empfindliche Material dauerhaft und angemessen konservieren und lagern zu können, auf sich warten. Derzeit prüfe die Bundesregierung eine Zentralisierung der Aufgaben und anschließend soll die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ein „Erkundungsverfahren“ durchführen und die zu erwartenden Kosten ermitteln.

Dr. Berthold Schmitt, Herausgeber der Fachzeitschrift KulturBetrieb

Quelle: www.heise.de/newsticker/meldung/Kinoklassiker-in-Gefahr-Bundesarchiv-beklagt-desolate-Filmmagazine-1940890.html

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in "KulturBetrieb. Magazin für innovative und wirtschaftliche Lösungen in Museen, Bibliotheken und Archvien", vier 2013, S. 14.

Zum Magazin: http://www.kulturbetrieb-magazin.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb-magazin/magazin/KulturBetrieb-2013-Ausgabe-4-November.pdf