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Kulturbetriebe sind komplexe Organismen

Vielfältige Aufgaben – auch für externe Anbieter

Im deutschsprachigen Raum gibt es immer mehr Museen, Archive, Bibliotheken u.a. kulturbewahrende Einrichtungen. Mit der Zahl der Betriebe wachsen auch deren Bedarfe an Personal sowie an baulicher und technischer Ausstattung. Ein Blick auf die ausgeschriebenen Positionen und Tätigkeiten spiegelt aber nicht nur den Stellenmarkt selbst, sondern gibt zugleich Aufschluss über Bandbreite und Ausrichtung aktueller bzw. künftiger Arbeitsfelder. Einen optimalen Überblick dazu bietet der Stellenmarkt auf dem Onlineportal www.Kulturbewahren.de

Breit gefächert, aktuell und bestens besucht

Das Onlineportal „KulturBewahren. Forum für Bewahrung, Pflege, Sicherheit und Präsentation von Kunst- und Kulturgut“ hat sich in kurzer Zeit als vielgenutzte Plattform für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kulturbetrieben etabliert. Dies spiegeln die sprunghaft steigenden Zugriffe: Von mehr als 8.000 (2016) über deutlich 60.000 (2017) auf mehr als 72.000 Besuche im Jahr 2018. Im laufenden Jahr (Stand: Mitte September) sind bislang gut 60.000 Clicks gezählt worden. Zentrale Inhalte des Onlineportals sind u.a.
• Branchenverzeichnisse zu Dienstleistern und Lieferanten („Gelbe Seiten“)
• Kalender mit nationalen und internationalen Fachveranstaltungen
• Förderer, die kulturelle Projekte unterstützen
• Fachbeiträge über praxisnahe Produkte und Lösungen

Stellenmarkt als Kompass für generelle Entwicklungen

Wie in anderen Wirtschaftssegmenten, liefern auch im Kulturbereich die ausgeschriebenen Tätigkeitsprofile aufschlussreiche Informationen über die geplante Entwicklung der Betriebe.
Da aktuell z.B. viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der Digitalisierung gesucht werden, (Anm. 1) ist davon auszugehen, dass die Kulturbetriebe auch bei der entsprechenden technischen Ausstattung erhöhten Bedarf an Produkten und Dienstleistungen haben. Ähnliches gilt für die Kernaufgabe der Vermittlung, der als Teil des sog. nationalen Bildungspaktes deutlich mehr Aufmerksamkeit zukommt. Auch hier ist zu erwarten, dass die zusätzlichen Stellen mit einem wachsenden Bedarf an Technologie und Wartung rund um Multimedia und Szenografie einhergehen werden. Seit einiger Zeit sind zudem deutlich erhöhte Aktivitäten auf dem Sektor des Bewahrens zu beobachten. Da sich viele Häuser zunehmend der Aufarbeitung der eigenen Sammlungen zuwenden, (Anm. 2) wird folgerichtig verstärkt nach geeigneten Lösungen für die Konservierung und Aufbewahrung der Kunst- und Kulturobjekte gesucht. Auch in dieser Hinsicht dürften das Know-how und die Produkte externer Dienstleister gefragt sein, z.B. bezüglich Klima-, Depot- oder Sicherheitstechnik. Aufschlussreich für Personaldienstleister dürfte auch sein, dass Kulturbetriebe sich im Bereich der Besucherorientierung neu aufstellen wollen, und deswegen wohl auch mehr professionelle Expertise von externer Seite benötigen werden.

Weiteres Wachstum zu erwarten

Ein weiteres Indiz für die Entwicklung im Kultursegment sind die absoluten Zahlen der offenen Positionen, die überwiegend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz stammen. Anfang 2017 hat der Stellenmarkt des Onlineportals www.Kulturbewahren.de rund 220 Stellen geführt. Mitte 2017 waren es bereits über 400 und Anfang 2018 erstmals mehr als 600. Im August 2019 waren erstmals mehr als 800 offene Positionen gemeldet. Die steigende Zahl der offenen Stellen im Kultursektor korreliert nicht nur mit dem insgesamt zunehmenden Mangel an Fachkräften hierzulande, sondern auch mit der Entwicklung des Tourismus. 2018 ist die Zahl der Übernachtungen in Deutschland zum neunten Mal in Folge gestiegen und hat mit 477 Millionen Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland eine neue Bestmarke erreicht, (Anm. 3) wobei kulturelle bzw. historische Sehenswürdigkeiten einen zentralen Anteil des Fremdenverkehrs ausmachen. (Anm. 4) Von diesem beachtlichen Potenzial für Museen, Schlösser, Kirchen u.a. kulturbewahrende Einrichtungen dürften nicht nur weithin bekannte Destinationen profitieren, sondern auch jene Orte und Regionen, die einen attraktiven Mix aus Natur, Gastronomie und Kultur anbieten. (Anm. 5)

Anm. 1: Berthold Schmitt, IT-Spezialisten händeringend gesucht. Kulturbetriebe stehen im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft, in: KulturBetrieb, eins 2018, S. 68-69.
Anm. 2: Berthold Schmitt, »Beschäftigung mit Deponaten lohnt sich!« Bündnis „KUNST AUF LAGER“ blickt zurück und voraus, in: KulturBetrieb, zwei 2017, S. 55.
Anm. 3: Deutschlandtourismus mit neuem Spitzenwert, in: DTV – Deutscher Tourismusverband e.V., 14.01.2019; Quelle: https://www.deutschertourismusverband.de/presse/pressemitteilungen/aktuelle-pressemitteilungen/aktuelle-pressemitteilungen/article/prognose-deutschlandtourismus-mit-neuem-spitzenwert.html; Abfrage: 18.09.2019
Anm. 4: Vgl. Zahlen. Daten. Fakten 2018; Hrsg.: DTV – Deutscher Tourismusverband e.V., Berlin 2019, Quelle: https://www.deutschertourismusverband.de/fileadmin/Mediendatenbank/Bilder/Presse/Presse_PDF/ZDF_2018_Web.pdf; Abfrage: 18.09.2019
Anm. 5: Vgl. Museum & Tourismus. Bayerisches Projekt betritt kulturtouristisches Neuland, in vorliegender Ausgabe von KulturBetrieb.

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb, zwei 2019, S. 48.