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Museen und Sicherheit

DMB-Ratgeber will Bewusstsein für dauerhaften Prozess schärfen

Vor allem die beiden Raubdelikte Bodemuseum (2017) und Grünes Gewölbe (2019) haben hierzulande Empörung und Rufe nach mehr Sicherheit für Museen, Schlösser u.a. kulturbewahrende Einrichtungen ausgelöst. Im September 2020 hat der Deutsche Museumsbund (DMB) – unterstützt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien – eine digitale Konferenz durchgeführt, bei der Experten aus Museen und Verbänden sowie Sicherheit und Versicherung ihre Erkenntnisse und Empfehlungen eingebracht haben. Irritierend: Für die Grundfragen der Sicherheit haben sich weniger als 200 Teilnehmer/innen interessiert. Das entspricht nicht einmal drei Prozent unserer Museen! Woran liegt das? An den Reisekosten sicherlich nicht.

`Ewigkeitsaufgabe´ Sicherheit

Mit dem im Februar 2021 vorgelegten Ratgeber will der DMB zur weiteren Professionalisierung der Museen im Bereich Diebstahlschutz und Sicherheit beitragen. Zugleich weisen die Verfasser darauf hin, dass die Lektüre des Ratgebers nicht die Befassung mit der einschlägigen Fachliteratur ersetzt, auf die im Anhang verwiesen wird.
Die Publikation bietet einen ersten Überblick über das komplexe Thema Diebstahlschutz, bündelt die wichtigsten Informationen und bietet handlungsorientierte Unterstützung für die Praxis. Der Ratgeber ruft dazu auf, Sicherheit als dauerhafte museale Querschnittsaufgabe zu begreifen, zu der u.a. Restaurierung, IT, Öffentlichkeitsarbeit, Personal­ und Finanzabteilung sowie die Direktion gehören. Ausgehend von der Erkenntnis, dass Sicherheit ein dynamischer Prozess ist, betont der Ratgeber, dass kontinuierliches Handeln und laufende Investitionen zentrale Voraussetzungen für einen funktionierenden Schutz sind. Dabei stehen drei Handlungsbereiche im Fokus: Bauliche / mechanische Maßnahmen, technische Maßnahmen sowie organisatorische / personelle Maßnahmen. Um die für ein Haus spezifischen Bedingungen laufend zu optimieren, stehen im Wesentlichen drei Instrumente zur Verfügung: Risikomanagement, Beratung und Vernetzung (z.B. Notfallverbünde) sowie Maßnahmen zum Diebstahlschutz. Dazu bietet die Publikation konkrete und praxisnahe Empfehlungen sowie eine Checkliste für kostenfreie und kostengeringe Maßnahmen.

Museen und Sicherheit. Ratgeber für Diebstahlschutz im Museum
Hrsg.: Deutscher Museumsbund, Berlin 2021, 21 S.; ISBN 978-3-9819866-7-9
Download: https://www.museumsbund.de/wp-content/uploads/2021/02/dmb-museen-und-sicherheit-ratgeber-fuer-diebstahlschutz-im-museum-onlinepublikation.pdf

Partner Arbeitskreis „Gebäudemanagement und Sicherheit“
Im Jahr 2019 hat sich im DMB der AK „Gebäudemanagement und Sicherheit“ gebildet, eine Plattform zum Wissensaustausch und zur Vernetzung. Er fungiert als Wissensquelle und behandelt dabei grundlegende, aber auch aktuelle Themen wie etwa kriminelle Handlungen in Museen, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung oder die Planung von Hygienekonzepten. Darüber hinaus ist der Arbeitskreis Teil eines Netzwerkes, zu dem u.a. das International Committee for Museum Security von ICOM (ICMS) oder Blue Shield Deutschland gehören.

Und das Sicherheitspersonal?

Sicherheit, Aufsicht und Service sind drei zentrale Museumsbelange, die weitgehend von Menschen erbracht werden. Das kann sich – siehe Berlin und Dresden – als eine Schwachstelle im Sicherheitskonzept erweisen, wo vermutlich Mitarbeiter externer Dienstleistungsunternehmen an der Vorbereitung der Verbrechen beteiligt gewesen sind. Dazu der Ratgeber: „Während die Zusammenarbeit mit Dienstleistern eine neue Perspektive auf die Sicherheitssituation im eigenen Haus ermöglicht, verfügen festangestellte Mitarbeiter*innen in der Regel über eine höhere Kenntnis der Einrichtung und identifizieren sich stärker mit dem eigenen Haus. Bei externen Mitarbeiter*innen sollten Background­Checks Voraussetzung sein.“ (S. 15)

Zwei Anmerkungen zu dieser vagen Formulierung: Identifizieren sich feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tatsächlich mehr mit der Einrichtung, in der sie tätig sind? Meine Erfahrungen im Rahmen von Schulungen des Service- und Aufsichtspersonals lassen diesen Schluss nicht zu. Vielfach ist zu beobachten, dass sich externe Kräfte in sehr hohem Maße für funktionierende Abläufe engagieren und sowohl die Interessen des Museums als auch die Besucherorientierung im Blick haben.

Auf der anderen Seite gilt: Outsourcing bedeutet ständiges Controlling! Auch beim Personal ist es nicht mit Ausschreibung und Vergabe der Dienstleistung getan. Jedes Museum sollte seine konkreten Bedarfe ermitteln, die daraus folgenden Ziele präzise formulieren und die Umsetzung durch den externen Dienstleister sorgfältig prüfen. Das betrifft auch Schulungen: Es genügt beileibe nicht, einen Termin pro Jahr zu vereinbaren und den Experten `machen´ zu lassen. Das Museum ist der Experte! Es kennt die Bedarfe hinsichtlich Sicherheit und Service! Entsprechend steht der Sicherheitsbeauftragte des Museums in der Pflicht, die Inhalte der Schulungen mit der externen Fachfirma festzulegen, ihre Vermittlung aufmerksam zu begleiten und neue Erkenntnisse kontinuierlich einzuarbeiten. Dadurch können Museen aktiv darauf hinwirken, Kompetenzorte für spezifisches Know-how in Sachen Sicherheit zu werden.

QEM – Qualifizierte Einbindung von Museumspersonal
Dr. Berthold Schmitt, Trainer von Service- und Aufsichtspersonal in Museen
Wielandstraße 5, 04177 Leipzig
Tel 0049 / 341 / 5296524
mail(at)schmitt-art.de
www.aufsicht-im-museum.de

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb, eins 2021, S. 72.