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Mehr Geld, Technik und Know-how sind gesetzt. Kopien nicht ausgeschlossen.

Bayerische Museen sollen deutlich sicherer werden

 

Auch in Museen, Schlössern, Klöstern u.a. kulturbewahrenden Einrichtungen wird gestohlen und geraubt. Die ebenso spektakulären wie brutalen Vorkommnisse in Berlin (Bodemuseum, 2017), Trier (Rheinisches Landesmuseum, 2019) und Dresden (Grünes Gewölbe, 2019) haben bundesweit bei vielen Häusern für technische, personelle und organisatorische Nachbesserungen gesorgt. In Reaktion darauf hat der Deutsche Museumsbund (DMB) im Februar 2021 einen Ratgeber für mehr Schutz vor Diebstahl vorgelegt. (Anm. 1) Nun hat der Freistaat Bayern ein Bündel von Maßnahmen geschnürt, um die Sicherheit der Museen deutlich zu erhöhen. Hintergrund dafür ist der Raub des Goldschatzes aus dem Kelten-Römer-Museum in Manching am 23. November 2022.

Ambitioniertes Maßnahmenpaket

Offenbar in Reaktion auf den Raub von Manching hat Bayerns Kunstminister Markus Blume Anfang Dezember 2022 ein Maßnahmenpaket zum Schutz von Kulturgütern auf den Weg gebracht: `Die jüngsten Ereignisse sind ein Weckruf: Wir haben es mit einer neuen Täter-Generation zu tun. Darauf reagieren wir. Die Sicherheitskonzepte der Museen in ganz Bayern, staatlich wie privat, müssen sofort auf den Prüfstand. (…) Klar ist: Wir sichern und schützen unsere Kulturgüter, aber unsere Museen dürfen auch in Zukunft keine Hochsicherheitstrakte sein. Unser kulturelles Erbe soll nicht per se hinter dickem Panzerglas versteckt werden, denn wir wollen einen niederschwelligen Zugang zu Kunst und Kultur für alle!´ (…) Das Maßnahmenpaket zielt darauf ab, vorhandene Sicherheitseinrichtungen und -konzepte im staatlichen wie nichtstaatlichen Museumsbereich zu überprüfen und diese gegebenenfalls nachzuschärfen. Zum Schutz von Kulturgütern in den staatlichen Museen und Sammlungen sollen im Haushalt 2023 Mittel in Höhe von bis zu einer Million Euro für Investitionsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden. (…) Für ein Sonderprogramm „Museumssicherheit“ sollen (…) weitere Mittel für 2024 bereitgestellt werden. Entsprechende Anträge können während des gesamten Jahres 2023 bei den Bezirksregierungen eingereicht werden; für dieses Sonderprogramm gilt das reguläre Förderverbot des Kulturfonds für Einrichtungen in München und Nürnberg nicht.“ (Anm. 2)

Kopien statt Originale?

Dass mit Blick auf mehr Sicherheit die technische Auf- bzw. Nachrüstung der Museen und Ausstellungshäuser im Zentrum steht, überrascht nicht. So sollen hochwertige Exponate z.B. vermehrt hinter Glas bzw. in Vitrinen präsentiert werden. Darüber hinaus gehende Denkverbote kennt der bayerische 5-Punkte-Plan nicht: „Auch wenn die Begegnung mit dem Original ein maßgeblicher Faktor für die Anziehungskraft von Museen ist, sollen Museen bei Objekten mit hohem Materialwert prüfen, ob nur ein Teil der Objekte auszustellen bzw. im Einzelfall durch Kopien zu ersetzen ist.“ Ein derartiger Schritt dürfte das Grundverständnis vieler Museen heftig durcheinander rütteln, deren Credo das Original ist. Dafür gibt es gute Gründe, allerdings fordern manche Museumsmacher inzwischen auch aus Gründen der Nachhaltigkeit, den Einsatz von Kopien – die Originale sollen weniger reisen. (Anm. 3)

Koordinator/in Museale Sicherheit

In dem nun aufgelegten bayerischen Maßnahmenpaket geht es aber nicht nur um die „kritische Infrastruktur“ und „intelligente“ neue Systeme. Ein weiterer Bestandteil ist die Erarbeitung und Verbreitung von mehr Know-how in der Museumssicherheit. Dazu wird bei der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern eine Koordinierungsstelle eingerichtet. Organisatorisch ist die 1976 gegründete Landesstelle dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zugeordnet.
Die Landesstelle berät und fördert die 1200 nichtstaatlichen Museen in Bayern bei Neuplanungen sowie in allen fachlichen Fragen des Museumsalltags, zu denen auch die dingliche Bewahrung des kulturellen Erbes zählt. Der Aufgabenkatalog der Anfang März 2023 ausgeschriebenen Koordinierungsstelle ist umfangreich:

• Erhebung des Sachstandes bzgl. den musealen Sicherheitsstrukturen bei nichtstaatlichen Museen und Zweigmuseen in Bayern
• Risikoanalyse nach SiLK und Anleitung zur Implementierung eines mit den Sicherheitsbehörden und örtlichen Organisationen der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr (z.B. Feuerwehr) abgestimmten integralen Notfallmanagements
• Aufbau einer aktiven Kontaktstelle für alle Träger nichtstaatlicher Museen wie auch von Zweigmuseen zu den Sicherheitsbehörden
• Mitarbeit in der Museumsberatung mit dem Ziel des Aufbaus einschlägiger Kompetenzen bei den Museen und der Vernetzung mit den Sicherheitsbehörden und weiteren tangierten Stellen
• Koordinierung von unregelmäßigen Überprüfungen der Sicherheitsvorkehrungen in den Museen mit Unterstützung der Sicherheitsbehörden und anderen fachlich tangierten Stellen
• Organisation von Übungen in Abstimmung und der Zusammenarbeit mit den entsprechenden Behörden und Organisationen
• Organisation von Workshops in den Museen im Rahmen der Fortbildungsveranstaltungen der Landesstelle
• Abfassung von aussagekräftigen Handreichungen insbesondere zur Überprüfung und ggf. Verbesserung der bestehenden Sicherheitsstandards

Zur Bewältigung der Aufgaben wird ein Studium oder entsprechende Berufserfahrung im Sicherheitsmanagement vorausgesetzt. Um eine „bestmögliche Abstimmung und Zusammenarbeit der Museen insbesondere mit den Sicherheitsbehörden aber auch mit weiteren fachlich tangierten Stellen zu gewährleisten“, werden u.a. „Organisations- und Kommunikationstalent, Kreativität und Überzeugungskraft sowie Fähigkeit an der Konkretisierung und Vermittlung komplexer, abstrakter Sachverhalte“ erwartet. Von Vorteil sind: „Grundkenntnisse in musealer Arbeit und eine konzeptionelle Denkweise und Weitblick hinsichtlich der sicherheitsrelevanten Belange von Museen, Grundsätzliche Kenntnisse im Bereich der baulichen wie organisatorischen Sicherheit, Erfahrungen in der vernetzten Arbeit mit unterschiedlichen Behörden und der Durchführung von Übungen und Kenntnisse der behördlichen Sicherheitsarchitektur“. Hilfreich sind ferner eine gewisse „Konfliktfähigkeit und Freude in der Kommunikation mit verschiedenen Verhandlungsparteien“ sowie die „Bereitschaft zu häufigen, auch mehrtägigen Dienstreisen, u. a. als Selbstfahrer“. Bezahlt bzw. vergütet wird die in Weißenburg angesiedelte und unbefristete Position nach E 11 TV-L bzw. bis A 11. Bewerbungsschluss war der 28. März 2023. (Anm. 4)

Anm. 1: Museen und Sicherheit. Ratgeber für Diebstahlschutz im Museum; Hrsg.: Deutscher Museumsbund, Berlin 2021; Download: https://www.museumsbund.de/wp-content/uploads/2021/02/dmb-museen-und-sicherheit-ratgeber-fuer-diebstahlschutz-im-museum-onlinepublikation.pdf
Anm. 2: Kunstminister Blume legt 5-Punkte-Maßnahmenpaket zum Schutz von Kulturgütern vor, in: Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst; Quelle: https://www.stmwk.bayern.de/kunst-und-kultur/meldung/6941/kunstminister-blume-legt-5-punkte-massnahmenpaket-zum-schutz-von-kulturguetern-vor.html ; Abfrage: 06.03.2023
Anm. 3: Vgl. Berthold Schmitt, Reduzieren! Nicht nur aus ökologischen Gründen! Sind Kulturbetriebe bereit und in der Lage, zu sparen?, in: KulturBetrieb, eins 2022, S. 36 f.
Anm. 4. Vgl. Mitarbeiter/-in (m/w/d) für die Koordination Museale Sicherheit in Vollzeit (40 Wochenstunden) unbefristet am Dienstort Weißenburg, Quelle: https://www.blfd.bayern.de/mam/blfd/stellenangebote/koordination_museumssicherheit.pdf ; Abfrage: 09.03.2023

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb, eins 2023, S. 88 f.