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Kommunikation, Ausstattung und viel Übung!

Kunst- und Kulturgut im Notfall schützen und bergen

In Notfällen ist der schnelle, fachkundige und zielorientierte Einsatz gefordert. Was das für Archive, Bibliotheken, Museen u.a. kulturbewahrende Einrichtungen bedeutet, war Thema des „7. Tag der Bestandserhaltung“ in Potsdam (07.09.2017).

Von Theorie und Praxis

Bei größeren Katastrophen (z.B. Sturm, Hochwasser, Erdbeben) werden die Rettung von Menschenleben und der Schutz sog. kritischer Infrastrukturen vorrangig behandelt. Deshalb sollten Kulturbetriebe wissen: Feuerwehr oder THW stehen nicht umgehend bereit, um Kunst- und Kulturgut zu schützen oder zu bergen, d.h. Eigenvorsorge ist Pflicht! Um im Bedarfsfall aber nicht auf sich selbst gestellt zu sein, werden hierzulande zunehmend sog. Notfallverbünde gegründet – besonders seit Elbehochwasser (2002, Dresden), Brand Anna Amalia Bibliothek (2004, Weimar) und Einsturz Historisches Archiv (2009, Köln). (Anm. 1) Um einen Notfallverbund aufzubauen, stehen sachkundige Materialien bereit: Muster für rechtliche Vereinbarungen sowie Notfall- und Alarmpläne, Empfehlungen für Strukturen und technische Ausrüstung, Adressen existierender Verbünde oder Ratgeber für Prävention und Schutz, darunter der SicherheitsLeitfaden Kulturgut (SiLK). (Anm. 2)
Gleichwohl: Organisation und Kompetenz der Notfallverbünde beruhen meist auf dem Engagement einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Museen, Archiven und Bibliotheken. Da nur die wenigsten von ihnen „gelernte“ Rettungskräfte sind, haben die Verbünde nicht nur großen Bedarf an materieller Ausstattung, (Anm. 3) sondern auch an fachlichem Austausch (u.a. mit örtlicher Feuerwehr und THW) und gezielten Übungen. Was eine Bergungsstrecke theoretisch benötigt, lässt sich recht exakt definieren. Etwas vollkommen anderes ist dagegen die konkrete Durchführung: Sind Aufgaben, Standorte und Personen richtig eingeteilt? Greifen die einzelnen Stationen optimal ineinander? Sind alle Beteiligten in der Lage, die definierten Prioritäten konsequent und zügig umzusetzen? (Anm. 4)

Erfahrungsaustausch und praktische Übungen

Der 7. Tag der Bestandserhaltung stand unter dem Motto „Was tun im Notfall? – Networking, Prävention, Management!“ Neben theoretischem Input sammelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch praktische Erfahrungen: An einer Bergungsstrecke wurden das fachgerechte Bergen und Sichern brandgeschädigter Unterlagen erprobt. Ein weiterer Workshop machte mit Ausstattung und Anwendung von Notfallboxen vertraut. Zudem wurde über Brände informiert und der Umgang mit Feuerlöschern geübt. Die Veranstaltung wurde vom KBE – Kompetenzzentrum Bestandserhaltung für Archive und Bibliotheken organisiert und in den Räumen des Brandenburgischen Landeshauptarchives durchgeführt. (Anm. 5)

Redaktion

Anm. 1: Vgl. Danny Weber, Notfallverbünde zum Schutz von Kulturgut in Deutschland. Eine Erfolgsgeschichte, in: KulturBetrieb, vier 2016, S. 32-33; Christiane Hoene, Im Notfall vereint: Kulturgutschutz in Halle (Saale), in: KulturBetrieb, vier 2016, S. 34-35; vgl. auch die im Aufbau befindliche Webseite „Notfallverbünde. Gemeinsames Portal der Notfallverbünde Kulturgüterschutz in Deutschland“ unter www.notfallverbund.de
Anm. 2: Vgl. http://www.konferenz-kultur.de/SLF/index1.php. SiLK wurde 2016 mit dem dotierten Preis „Riegel – KulturBewahren“ ausgezeichnet; mehr dazu: http://www.riegel-preis-kulturbewahren.de/
Anm. 3: So verfügen die Verbünde in Dresden und Weimar jeweils über einen sog. Notfallzug Kulturgutschutz; bei Finanzierung und Anschaffung sog. Notfallboxen waren z.B. das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (Pulheim-Brauweiler) und die Koordinierungsstelle zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) besonders aktiv.
Anm. 4: Vgl. Ralf Seeber, Übung macht den Meister! Das gilt auch für Notfallverbünde; in vorliegender Ausgabe von KulturBetrieb.
Anm. 5: Vgl. „7. Tag der Bestandserhaltung 2017“, Quelle: https://www.zlb.de/besondere-angebote/kompetenzzentrum-bestandserhaltung/tag-der-bestandserhaltung.html

Dieser Beitrag ist erstmals erschienen in KulturBetrieb, zwei 2017, S. 44.

Zum Magazin: http://www.kulturbetrieb-magazin.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb-magazin/magazin/KulturBetrieb-2017-Ausgabe-2-November.pdf