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„BIM – Brandschutz Idiotensicher Machen“

Welchen Nutzen hat die Gebäudedigitalisierung für Kulturbetriebe?

BIM – Building Information Modeling (deutsch: Bauwerksdatenmodellierung) beschreibt eine Methode der optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden u.a. Bauwerken mit Hilfe von Software. (Anm. 1) Das heißt: Vom ersten Planungsschritt, über die Bauausführung bis hin zum Betrieb eines Gebäudes wird anhand eines digitalen Modells gearbeitet. Das neue Verfahren bietet Chancen – auch für kulturbewahrende Einrichtungen.

Vorteile für Gebäudeeigentümer / Nutzer

Das Thema BIM ist „up to date“ bei Gebäudeplanern und Fachplanern. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass die Bundesregierung einen Maßnahmenplan für das „Digitale Planen und Bauen“ erarbeitet hat und diesen umsetzen möchte. Die hiesige Planungs- und Bauwirtschaft ist einerseits stark interessiert, zögert aber bei der Anwendung, denn das Verfahren steht erst am Anfang. Technische, wirtschaftliche und (haftungs-) rechtliche Belange sind noch nicht in Gänze überschaubar. Aber bereits jetzt zeichnen sich erhebliche Vorteile durch BIM-Projekte ab – vor allem für die Eigentümer und Nutzer der Gebäude. Mit BIM steht ein digitales Modell zur Verfügung, mit dem z.B. die brand- und sicherheitstechnische Ausstattung eines Gebäudes bereits während der Planungs- und Ausführungshase in Echtzeit simuliert und überprüft werden kann. Das ist auch für Kulturbetriebe sehr nützlich.

»BIM – Brandschutz Idiotensicher Machen«

Auch in Museen, Archiven und Bibliotheken sind sicherheits- und brandschutztechnische Anlagen regelmäßig zu überprüfen und zu warten. Die theoretischen und gesetzlichen Grundlagen dafür sind in diversen Rechtsverordnungen, Normen und Anwendungsregeln festgehalten, aber über verschiedene Zuständigkeiten (z.B. Länder und Kommunen) `verstreut´. Für Laien ist die technisch, baulich und rechtlich komplexe Materie schwer verständlich und sie macht den praktischen Betrieb mühsam. So zeigt die Erfahrung, dass nur wenige Kulturbetriebe lückenlos und aktuell dokumentieren können, welche Anlagen überhaupt im Gebäude vorhanden, wann und wie diese durch Fachunternehmen zu warten sind und wann technische Sachverständige die Anlagen zu prüfen haben. Praktische Probleme beim Bauen können hinzukommen. Ein Beispiel: Nach einem langwierigen Ausschreibungs- und Vergabeprozess ist die bauliche Sanierung eines Museums weit vorangeschritten. Während für den Innenausbau Leitungen verlegt werden, stellen die ausführenden Handwerker fest, dass es an einem Kreuzungspunkt zu einer technischen Kollision kommt. Während die einen fragen „Wieso habt Ihr (die Planer) das denn nicht vorher erkannt?“, diskutieren die anderen über mangelnde Kommunikation, enge Zeitfenster und zu geringe Planungskosten. Dem betroffenen Haus hilft dies nicht weiter, denn das Bauvorhaben stockt und der Termin für die (Wieder-) Eröffnung rückt näher.
Das BIM-Verfahren kann Abhilfe schaffen. Das digitale Modell wird von Beginn an mit den anlagentechnischen Parametern belegt, die für den spezifischen Betrieb eines Gebäudes benötigt werden, z.B. für den Brandschutz. Anhand der Software werden die bestehenden Pläne sowie Änderungen derselben während der Konzeptions- und Bauphase unmittelbar auf Kollisionen und Randbedingungen geprüft. Solche praktischen Probleme, die hier nicht sprachmodifizierend als „Herausforderungen“ bezeichnet werden sollten, können bei guter digitaler Vorbereitung vermieden werden. Das Modell selbst kann die Probleme – auch im Planungsprozess – nicht lösen, aber es erkennt Kollisionen und bietet die Möglichkeit, entsprechend zu reagieren. Auch nach Fertigstellung des Gebäudes können Nutzung und Betrieb gesteuert werden. Das System enthält alle relevanten Informationen, darunter Übersichtslisten über die Anlagen sowie Terminhinweise für Wartung und Prüfung etc.

Einschätzung und Empfehlung

Die von der Politik genannten zeitlichen Umsetzungsziele für BIM-Projekte sind wohl etwas zu euphorisch gedacht, aber die Einführung bzw. Anwendung dieses hilfreichen Planungs- und Nutzungselementes wird kommen – zunächst sicherlich bei Neubauten. Mit kontinuierlicher Weiterbildung / Fortbildung und zunehmender Anwendungsdichte wird sich in zehn Jahren ein klareres Bild von den Vorteilen und von den Hürden der digitalen Gebäudemodellierung ergeben.

Meine Empfehlung: Gebäudebetreiber und -nutzer sollten sich mit der BIM-Methode befassen. Spezielle Seminare und Tagungen für Nutzer und Anwender informieren über die Möglichkeiten des „Digitalen Planen und Bauens“. Seien Sie gespannt auf die Entwicklungen und Ergebnisse und bleiben Sie interessiert.

IBB Ingenieurbüro Bautechnischer Brandschutz
Marco Schmöller, Dipl.-Ing. (FH), Inhaber
Pölitzstraße 25, 04155 Leipzig

Tel 0049 / 341 / 58617-60
Fax 0049 / 341 / 58617-66
ibb(at)schmoeller-brandschutz.de

www.schmoeller-brandschutz.de

IBB Ingenieurbüro Bautechnischer Brandschutz ist Förderer der Auszeichnung "Riegel - KulturBewahren" (www.riegel-preis-kulturbewahren.de)

Anm. 1: Vgl. u.a. buildingSmart (German speaking chapter): www.buildingsmart.de

Dieser Beitrag ist erstmals erschienen in KulturBetrieb, zwei 2017, S. 72.

Zum Magazin: http://www.kulturbetrieb-magazin.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb-magazin/magazin/KulturBetrieb-2017-Ausgabe-2-November.pdf