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Automatische Löschanlagen aus der Ferne steuern?

Technische Möglichkeiten bringen neue Herausforderungen mit sich

Im Zuge der Digitalisierung werden klassische Brandmelde- und Löschanlagen zunehmend mit IT-basierten Sensoriken und Technologien ausgestattet, die z.B. das Auslesen von Informationen oder die Steuerung von Abläufen aus der Ferne zulassen. Damit aber können bislang unbekannte Sicherheitsrisiken wie Cyber-Sicherheit einhergehen, die die handelnden Personen bzw. Organisationen vor neue Herausforderungen stellen. Um einen möglichst rechtssicheren Betrieb solcher Anlagen zu erzielen, hat der bvfa – Bundesverband Technischer Brandschutz e.V. im Juli 2022 das Merkblatt „Fernzugriffe auf automatische Löschanlagen (Remote Services) – Rahmenbedingungen und Grenzen“ herausgegeben. Das Merkblatt basiert u.a. auf der im Mai 2022 veröffentlichten Norm DIN EN 50710, die Mindestanforderungen an sichere Ferndienstleistungen beschreibt.

Ferndienste benötigen spezialisiertes Know-how, ersetzen aber kein Personal

Brandschutzanlagen werden zunehmend mit anderen Gebäudemanagementsystemen vernetzt. Dies geschieht aus den unterschiedlichsten Motiven heraus. Sei es, dass Überwachung und Bedienung an zentralen Stellen beim Betreiber zusammengefasst werden sollen, präventive Wartungskonzepte Verschleißdaten benötigen oder einfach nur der Mangel an Personal durch automatisierte Lösungen kompensiert werden soll. Die fortschreitende Einführung einer vernetzten Planung und die Bewirtschaftung von Gebäuden im Rahmen des Building Information Modeling (BIM) führen letztlich zum digitalen Zwilling. Umso wichtiger ist es, dass die mit dem Brandschutz beauftragten Mitarbeiter laufend aus- und weitergebildet werden. Das aber beschränkt sich nicht nur mehr auf die Funktionalität der Löschanlage, sondern gilt für die gesamte Kommunikationstechnik einer Einrichtung. Aktualität der eingesetzten Werkzeuge, Firmwaren und Softwarelizenzen versteht sich dabei von selbst. Insgesamt kann das Verhalten der Mitarbeiter eine nahezu genau so große Schwachstelle für die Anlagensicherheit darstellen.

Das Merkblatt fasst den aktuellen Stand von Technik und Richtlinien zusammen, die für einen sicheren Fernzugriff auf Brandmeldeanlagen sowie die elektrischen Steuer- bzw. Überwachungseinrichtungen von Löschanlagen und Sauerstoffreduzierungsanlagen von Bedeutung sind. Das Papier weist z.B. ausdrücklich darauf hin, dass der Betrieb durch einen Ferndienstleister nicht das eigene Personal einsparen hilft. Im Wesentlichen können sich externe Spezialisten zusätzlich auf die Anlage schalten und bei der Inbetriebnahme helfen. Dies bietet den Vorteil einer schnelleren Inbetriebnahme, einer sichereren Anlagenfunktionalität und die Unterstützung des Personals vor Ort mit spezialisiertem Know-how. Mit Blick auf den Betrieb der Anlagen kann die Fernunterstützung helfen, bessere Informationen zur Störungsursache und deren Behebung zu erhalten und gegebenenfalls ist es möglich, das Ortspersonal bei der Behebung einfacher Fehler anzuleiten. Das Merkblatt benennt auch klare Verbote: Eine Auslösung einer Löschanlage aus der Ferne ist selbstverständlich zu keiner Zeit zulässig! Ebenso wenig darf keine Blockierung einer Feuerlöschanlage aus der Ferne erfolgen. Alle Aktivitäten werden im Protokoll der Anlage vollständig dokumentiert und nicht löschbar aufbewahrt.

Das bvfa-Merkblatt „Fernzugriffe auf automatische Löschanlagen“ (bvfa-ST-2022 (03)) umfasst den gesamten Lebenszyklus der Löschanlagen von Vertragsgestaltung, Planung, Installation, Inbetriebnahme bis hin zu Betrieb, Instandhaltung und Dokumentation. Das 12-seitige Papier richtet sich an Hersteller von Geräten und Systemen der Brandschutztechnik, Errichter, Betreiber sowie an Anbieter für Remote Services. Das Grundsatzpapier fasst den aktuellen Stand der Technik und der Richtlinienarbeit zusammen, um den handelnden Personen und deren Organisation einen möglichst rechtssicheren Betrieb zu ermöglichen.

Der bvfa

Der 1972 gegründete und in Würzburg ansässige bvfa – Bundesverband Technischer Brandschutz e.V. ist der führende Verband in Deutschland für vorbeugenden und abwehrenden Technischen Brandschutz. Maßgebliche Hersteller von stationärer und mobiler Brandschutztechnik sowie von Systemen des baulichen Brandschutzes haben sich im bvfa zusammengeschlossen. Ziel des Verbandes ist es, den technischen Brandschutz ganz weit nach oben zu bringen auf der Agenda von Unternehmen oder Institutionen und in den Köpfen von Entscheidern sowie der Öffentlichkeit. Die Merkblätter des bvfa stehen unter folgendem Link zum Download bereit: https://www.bvfa.de/181/presse-medien/publikationen/merkblaetter-positionspapiere-informationen/

Kulturbewahrende Einrichtungen sind recht häufig von Bränden betroffen. (Anm. 1) Umso wichtiger ist es, die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen zum baulichen, technischen und betrieblichen Brandschutz zu beachten und konsequent umzusetzen. Darüber hinaus sollten alle Vorschriften zur regelmäßigen und gründlichen Überprüfung der Technik unbedingt beachtet werden. Und, ganz wichtig: Sensibilisieren Sie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses für die Gefahr von Bränden. Das Personal – besonders die Servicekräfte aus den Bereichen Kasse, Information, Aufsicht und Sicherheit – sind die „Augen, Ohren & Nasen“ des Museums.

Anm. 1: Vgl. u.a. Berthold Schmitt, Brände sind eine ständige Bedrohung für Kulturbetriebe, in: KulturBetrieb, eins 2022, S. 40 f.

Dieser Text wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb, zwei 2022, S. 44 f.