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Ästhetik vs. Sicherheit

Das muss kein Widerspruch sein

Mitte September 2016 wurde in Anwesenheit von König Willem-Alexander das private Museum Voorlinden eröffnet. Schon zuvor hat die in Wassenaar bei Den Haag gelegene Einrichtung für Aufsehen gesorgt – nicht nur weil es sich um eine der größten Kunstsammlungen der Niederlande handelt.

Unsichtbare Rettungszeichen

Bauherr Joop van Caldenborgh wollte ein Gebäude, in dem nichts von den Exponaten ablenkt. Entsprechend puristisch mutet das in einer weitläufigen Parklandschaft errichtete Museum an, bei dessen Entwurf sich das niederländische Architektenbüro Kraaijvanger an Mies van der Rohes Barcelona-Pavillon (1929) orientiert haben könnte. An dem eleganten Gebäude fallen aber zwei Dinge auf – weil man sie nicht ohne Weiteres erkennt: Die Beleuchtungskörper und die grün-weißen Rettungszeichen. Im Normalbetrieb wird das Museum ausschließlich mit Tageslicht ausgeleuchtet: Das Licht wird vom Dach über 115.000 schräg angeschnittene Röhren in die Säle geführt und durch eine Membran gleichmäßig und `natürlich´ anmutend verteilt. Bei Bedarf werden hochintensive, in der Deckenkonstruktion verborgene LED-Leuchten aktiviert. Die Entwürfe für die Beleuchtung stammen von dem britischen Büro Arup. (Anm. 1) Ungewohnt für Sicherheitsbewusste ist das scheinbare Fehlen jener Piktogramme, die normalerweise in öffentlichen Museen, Bibliotheken und Archiven auf Einrichtungen, Geräte oder Verkehrswege hinweisen und für die Rettung von Personen wichtig sind. In Deutschland sind Rettungszeichen eine amtliche Angelegenheit, d.h. die Kennzeichnungspflichten für Arbeitsstätten sind genauestens in den Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) geregelt. (Anm. 2)

Norm DIN EN ISO 7010

Auch in den Niederlanden gilt seit 2013 die Norm DIN EN ISO 7010, in der Rettungs-, Verbots-, Gebots-, Warn- und Brandschutzzeichen international festgelegt sind. (Anm. 3) Um dennoch geltende Vorschriften mit einem minimalistischen Design zu vereinbaren, haben die Architekten technische Finessen angewendet: Die grün-weißen Piktogramme sind selbstverständlich vorhanden, werden aber unter einer sehr dünnen Putzschicht verborgen. Nur im Notfall leuchten sie auf und zeigen den Besuchern die Rettungswege an. (Anm. 4)

Dr. Berthold Schmitt, Herausgeber der Fachzeitschrift KulturBetrieb

Anm. 1: Campbell McNeill, Museum Voorlinden has an intelligent canopy which controls lighting, 01.09.2016, in: http://www.frameweb.com/news/museum-voorlinden-has-an-intelligent-canopy-which-controls-lighting; Abfrage: 10.09.2016
Anm. 2: Vgl. u.a. http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Arbeitsstaetten/ASR/ASR.html; Abfrage: 10.09.2016
Anm. 3: Vgl. u.a. DIN EN ISO 7010: Was Sie über den neuen Standard und eine Umrüstung wissen sollten, in: http://www.iso7010.de/iso-7010/; Abfrage: 10.09.2016
Anm. 4: Vgl. McNeill, Museum Voorlinden; Abfrage: 10.09.2016

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in "KulturBetrieb. Magazin für innovative und wirtschaftliche Lösungen in Museen, Bibliotheken und Archiven", vier 2016, S. 70.

Link: http://www.kulturbetrieb-magazin.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb-magazin/magazin/KulturBetrieb-2016-Ausgabe-4-Oktober.pdf