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Neue Datenbank soll Provenienzforschung erleichtern

Für Archive, Bibliotheken, Museen u.a. kulturbewahrende Einrichtungen ist die Provenienzforschung nicht nur eine vergleichsweise neue, sondern auch eine zusätzliche Aufgabe. Um diese sorgfältig bewältigen zu können, braucht es Personal, finanzielle Ausstattung und Fachwissen. Dazu gibt es bereits diverse Handreichungen und neuerdings auch eine eigene Datenbank.

Datenbank sammelt Forschungsergebnisse

Im Fokus der Suche nach der Herkunft von Exponaten und Deponaten stehen die NS-Raubkunst, Enteignungen in der DDR sowie Kulturgüter aus kolonialem Kontext. Zentraler Ansprechpartner zu Fragen unrechtmäßiger Entziehungen ist die Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste (DZK) mit Sitz in Magdeburg. Eine Arbeitsgrundlage des DZK ist die Washingtoner Erklärung von 1998, die darauf zielt, NS-bedingte beschlagnahmte Werke ausfindig zu machen und für „gerechte und faire Lösungen“ zu sorgen. (Anm. 1) Das DZK unterstützt Kulturbetriebe auch finanziell bei der Recherche. (Anm. 2) Ende Januar 2020 hat das DZK eine Datenbank zur Verfügung gestellt, die die Provenienzforschung erleichtern soll. Die Datenbank „stellt insbesondere Ergebnisse der vom Zentrum geförderten Forschungsprojekte dar. Ziel ist es, Provenienzforschung durch die Dokumentation historischer Informationen zu unterstützen, dadurch transparenter zu gestalten und zur Lösung ungeklärter Fälle beizutragen. Proveana umfasst vier Forschungskontexte: NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut (NS-Raubgut), kriegsbedingt verlagertes Kulturgut (Beutegut), Kulturgutentziehungen in Sowjetischer Besatzungszone und DDR sowie Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. Die Datenbank erlaubt die Suche nach Personen, Körperschaften, Ereignissen, Sammlungen, Provenienzmerkmalen, Objekten und weiterführenden Quellen. Proveana durchsucht auch die Inhalte der Lost Art-Datenbank und stellt außerdem Verknüpfungen zu anderen Datenbanken her. Proveana ist ein Unterstützungsangebot für die von Kulturgutentziehungen Betroffenen und ihre Nachfahren, für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, für alle mit dem Handel von Kulturgütern befassten Personen, für Medien und für politisch Verantwortliche.“ (Anm. 3)

Work in progress

Proveana versteht sich ausdrücklich als nicht abgeschlossen und zudem als revidierbar: „Die Inhalte von Proveana werden – wie bei jeder lebendigen Datenbank – beständig erweitert und gegebenenfalls überarbeitet. Außerdem werden Hinweise auf weitere Informationsquellen (beispielsweise GND, Wikidata, Getty TGN) gesammelt und mit den Daten in Proveana verknüpft. Alle Informationen sind mit einem Quellenhinweis versehen. Dieser ist durch einen Klick auf die Anführungszeichen aufrufbar. Forschungsergebnisse können revidiert werden oder sind nicht eindeutig, ebenso können sich einzelne Angaben als falsch herausstellen, die lange Zeit als gesichert angesehen wurden. Daher können einzelne Angaben in Proveana mit einem Status versehen werden. Außerdem bemüht sich Proveana, Wertungen und Meinungen in den vorgehaltenen Angaben zu vermeiden. Proveana ist eine Sammlung von Informationen, die die Provenienzforschung und die Suche der Opfer von Kulturgutraub unterstützen soll. Die Inhalte konzentrieren sich daher weniger auf einzelne Objekte als auf Kontextinformationen, die die Erforschung von Provenienzketten im Einzelfall unterstützen sollen.“ (Anm. 4)

Weitere Hilfe und Orientierung

Im September 2018 hat die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien eine Empfehlung zur Provenienzprüfung beim Erwerb von Kulturgütern durch vom Bund geförderte kulturgutbewahrende Einrichtungen herausgegeben. Hauptaugenmerk der Empfehlung sind gründliche Überprüfungen vor Kauf, Schenkung oder Annahme von Dauerleihgaben. (Anm. 5) Im Herbst 2019 hat der Deutsche Museumsbund (DMB) einen aktualisierten „Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ vorgelegt. Die Handreichung will den verantwortungsvollen Umgang mit Objekten aus kolonialen Kontexten in der Museums- und Sammlungsarbeit erleichtern. Sie nennt Adressaten und erläutert Begrifflichkeiten, stellt Kategorien kolonialer Kontexte vor, gibt vertiefende Erläuterungen zum europäischen Kolonialismus, zur Sammlungsgeschichte der Museumssparten, zur Provenienzforschung sowie zu rechtlichen Aspekten und liefert konkrete Handlungsempfehlungen. (Anm. 6)

Anm. 1: Grundsätze der Washingtoner Konferenz in Bezug auf Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden (Washington Principles); Quelle: https://www.kulturgutverluste.de/Webs/DE/Stiftung/Grundlagen/Washingtoner-Prinzipien/Index.html ; Abfrage: 19.02.2020
Anm. 2: Vgl. Forschungsförderung; Quelle: https://www.kulturgutverluste.de/Webs/DE/Forschungsfoerderung/Index.html ; Abfrage: 19.02.2020
Anm. 3: Forschungsdatenbank Proveana; Quelle: https://www.kulturgutverluste.de/Webs/DE/Datenbanken/Forschungsdatenbank/Index.html ; Abfrage: 19.02.2020
Anm. 4: Leitlinien von Proveana; Quelle: https://www.proveana.de/de/ueber-proveana/leitlinien ; Abfrage: 19.02.2020
Anm. 5: Vgl. Empfehlung zur Provenienzforschung beim Kulturguterwerb; Quelle: https://www.bundesregierung.de/resource/blob/973862/1522360/84fe13bc16db74555a2c3693785bcfa3/2018-09-18-empfehlung-provenienzforschung-bei-kulturguterwerb-data.pdf?download=1 ; Abfrage: 19.02.2020
Anm. 6: Vgl. Deutscher Museumsbund (Hg.), Berlin 2019, 197 Seiten; Quelle: https://www.museumsbund.de/wp-content/uploads/2019/08/dmb-leitfaden-kolonialismus-2019.pdf ; Abfrage: 19.02.2020

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb, eins 2020, S. 38 f.

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