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Ökologisch anreisen - Geld sparen

Wien testet neues Modell

Kultureinrichtungen können eine Menge tun, wenn es darum geht, die natürlichen Ressourcen zu schonen. Das fängt bei der Gebäudetechnik (Klima / Licht) an und hört bei wassersparenden WC-Anlagen nicht auf. Eine der vielen Stellschrauben in dem komplexen Betrieb „Kulturtempel“ ist die Art der Anreise der Besucherinnen und Besucher. Genau hier setzt das neue Modell der Stadt Wien an.

Wer ohne Auto kommt, zahlt keinen Eintritt

Die österreichische Hauptstadt hat eine überreiche Kulturszene, die von zahllosen Gästen genutzt wird. Bei An- und Abreise zu bzw. von Konzerten, Theateraufführungen und Ausstellungen fällt jede Menge CO2 an, besonders, wenn die Gäste mit dem eigenen Pkw anreisen. Das soll der „Kultur-Token“ ändern, der seit dem 26. Februar 2020 in vorerst vier Kultureinrichtungen (Wien Museum, Kunsthalle, Volkstheater und Konzerthaus) getestet wird.
Kern des Experimentes ist eine App, die zum einen die Art der Fortbewegung erkennt und zum anderen genau errechnet, wieviel CO2 im Vergleich zu einer Anreise mit dem Auto eingespart wird. Je mehr CO2 eingespart wird, umso rascher steigt das Guthaben auf dem Kultur-Token. „Pro 20 Kilogramm CO2-Vermeidung innerhalb des Stadtgebiets erhält man ein Token. `Das wird im Durchschnitt dann erreicht, wenn man circa zwei Wochen lang jeden Tag mit dem Rad oder den öffentlichen Verkehrsmittel zur Arbeit fährt´, erklärte Projektleiterin Christina Hubin von `Upstream Mobility´, einem Tochterunternehmen der Stadt. Zusätzlich sollen im Herbst für alle während der Testphase eingelösten Tokens Bäume gepflanzt werden.“ Der virtuelle Jeton erscheint dabei am Handy-Display als Kristall, der sich nach und nach füllt – und frappant an einen `Trivial Pursuit´-Spielstein erinnert. Pro Token gibt es dann eine kostenlose Eintrittskarte in eines der vier Partnerhäuser Wien Museum, Kunsthalle, Volkstheater oder Konzerthaus. Der User kann sich aussuchen, für welche angebotene Veranstaltung oder Ausstellung der digitale Gutschein eingelöst wird. Gesammelt werden können bis zu fünf Token. Dann muss mindestens einer eingelöst werden. Übertragbar ist das Gratisticket zumindest vorerst nicht, was auch mit rechtlichen Gründen erklärt wurde.

Und der Datenschutz?

Für den Betrieb der App wird die sog. Blockchain-Technologie verwendet. Damit will die Stadt höchsten Datenschutz garantieren. Für den Probelauf werden jedoch personenbezogene Daten benötigt, da das Projekt durch das Institut für Kryptoökonomie der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien wissenschaftlich begleitet wird und ausgewertet wird. Testuser werden dabei auch um Feedback gebeten. Den Einwand, ein derartiges System schaffe die Voraussetzung für ein Sozialkreditsystem, wie es derzeit in China zwecks Verhaltenskontrolle aufgebaut wird, lassen die Experten der WU nicht gelten. Das Projekt diene ja genau als Labor dafür, neue Technologien bei gleichzeitiger Wahrung der Privatsphäre nutzbar zu machen. Denn eines stehe fest: Digitalisierung lasse sich nicht aufhalten.

Vollbetrieb ab Herbst geplant

Ist der „Kultur-Token“ erfolgreich, soll er ab Herbst in den Vollbetrieb gehen. Immerhin habe bereits eine Reihe weiterer Kulturinstitutionen Interesse angemeldet, wie Hubin berichtete. Und die Idee sei, dass dann auch alle Wienerinnen und Wiener Token sammeln können. Davor müssten allerdings noch einige Fragen geklärt werden, räumten die Initiatoren heute ein: Gibt es Möglichkeiten, die App auszutricksen? Wie ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage? „Ein Museum kann mit Gratistickets anders umgehen als ein Haus mit fixen Sitzplätzen“, gab die Kulturstadträtin zu bedenken. Konzerthausvorstand Matthias Naske versicherte für sein Haus jedenfalls, dass `keine Ladenhüter´ in die App eingespeist würden. Die vier mitmachenden Institutionen bekommen von der Stadt die Gratistickets übrigens nicht refundiert. Für die geplante flächendeckende Ausrollung ab Herbst werde man diesbezüglich noch Gespräche führen, sagte Kaup-Hasler. Vorgesehen ist jedenfalls, das Angebot zu erweitern – eventuell auch über den Kulturbereich hinausgehend. Und laut Hubin kann man sich zudem vorstellen, irgendwann nicht nur umweltfreundliche Fortbewegung, sondern beispielsweise auch freiwilliges soziales Engagement zu belohnen.

Neue App: Wer das Auto stehen lässt, kommt gratis ins Museum. Wer das Klima schont, kann künftig doppelt davon profitieren. Stadt Wien startet am 26.2. `Kultur-Token´ im Testbetrieb, in: Kurier; Quelle: kurier.at/chronik/wien/wiener-pilotprojekt-mit-umweltfreundlichem-verhalten-zu-gratis-kulturtickets/400737984; Abfrage: 29.01.2020

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb, eins 2020, S. 29.

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