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Grünes Licht für nachhaltige Museen?

Das dürfte wohl noch ein Weilchen dauern …

Archive, Bibliotheken, Museen und andere kulturbewahrende Einrichtungen sind Orte der geistigen Auseinandersetzung. Zugleich sind es wirtschaftliche Betriebe, die sich den Realitäten von Ökonomie und Ökologie stellen müssen. Aber sind die Kulturbetriebe in der Lage und willens, für eine verbesserte Energiebilanz alle CO2-relevanten Handlungsfelder zu identifizieren und konsequent zu optimieren?

»Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.« (Erich Kästner)

Nachdem wir inzwischen über Jahre darauf eingeschworen worden sind, dass an Klimaschutz und Einsparung von Energie kein Weg vorbeiführt, verwundert es, wie schleppend die Dinge selbst auf einer recht einfachen technischen Ebene vorankommen. Inmitten einer gefühlten Lawine von Konferenzen, Workshops und Fachtreffen sowie zahllosen Publikationen über Ermittlung und Vermeidung von Energiefressern in Kulturbetrieben, sollte man annehmen, dass inzwischen in sehr vielen Häusern nicht nur ein umfassendes Umdenken, sondern auch ein genauso entschiedenes Umrüsten hinsichtlich Technik eingesetzt hätte. Aber dem ist offenbar nicht so.
Unter dem Eindruck stark steigender Energiepreise im Jahr 2021/22 hat der Deutsche Museumsbund (DMB) errechnet, dass im Jahr 2023 allein auf die Museen hierzulande Mehrkosten für Energie in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro zukämen. (Anm. 1) Mit Blick auf diese besorgniserregende Perspektive, die für die gesamte Kulturbranche in Deutschland noch deutlich größere Dimensionen erreicht, hat der Deutsche Bundestag den sog. Kulturfonds Energie gebilligt. Dieser sollte vom 1. Januar 2023 bis 30. April 2024 insgesamt eine Milliarde Euro zur Verfügung stellen, um Energiemehrkosten von Kultureinrichtungen, Einrichtungen der kulturellen Bildung und Kulturveranstaltende abzumildern. (Anm. 2) Da inzwischen aber auch der Bund klamm ist, konnten bis Ende 2023 nur die Fördertranchen 1 bis 3 ausgereicht werden. Rückforderungen zu Unrecht gezahlter Förderbeträge sind nicht ausgeschlossen. (Anm. 3)
Ungeachtet dieser späteren Entwicklung hat der Kulturfonds Energie mindestens einen Teilbetrag von 375 Millionen Euro freigegeben. Sollte es dabei geblieben sein, wäre es zwar nur rund ein Drittel der ursprünglich avisierten Summe, aber es ist immer noch sehr viel Geld. Was aber wurde damit erreicht? Klimawandel, steigende Energiekosten und gesellschaftlicher Druck haben in den zurückliegenden zwei, drei Jahren auch unsere Kulturbetriebe auf Trab gebracht: Energie-Checks, CO2-Bilanzen, Know-how über den energetischen Zustand der Einrichtungen, Nachhaltigkeitsbeauftragte, Klimakorridor, bauliche und technische Ertüchtigung, reduzierte Reisetätigkeit für Personal und Kulturgüter, wiederverwendbare Ausstellungsmöblierung, erhöhte Energieeffizienz, Mehrweggeschirre, Dienstfahrrad, E-Auto, wassersparende Spüleinrichtungen, Absenken der Raumtemperatur, automatische Lichtsteuerung oder energiesparende Elektrogeräte sind nur einige von zahllosen kleinen, oft kostengünstigen Maßnahmen, um rasch messbare Effekte bei der Einsparung von Kosten und der Reduzierung des CO2-Fußabdrucks zu erzielen. Einerseits. Dann aber lassen die Ergebnisse eines Energie-Checks aufhorchen, der jüngst in Museen durchgeführt wurde.

Nur fünf Prozent der Museen sind komplett mit LED ausgestattet

Von Herbst 2022 bis Frühjahr 2024 haben Stefanie Cossalter-Dallmann und Alexander Sachse auf Initiative der jeweiligen Museumsverbände in insgesamt 80 Museen in Hessen und Brandenburg Energie-Checks durchgeführt. Im Fokus standen die Bereiche Strom und Wasser sowie Wärme und Klimatisierung. Ernüchternd die Ergebnisse für das Feld der Beleuchtung: „Dass energieeffiziente Leuchtmittel zu einer Verringerung des Stromverbrauchs führen, ist eine Binsenweisheit. Umso erstaunlicher ist der Befund der Energie-Checks, dass bisher nur in sehr wenigen Museen eine komplette Umstellung der Beleuchtung auf LED erfolgt ist (in Hessen und Brandenburg jeweils zwei Museen). Viele Häuser haben zwar bereits einen Teil der Beleuchtung modernisiert, jedoch gibt es dort immer noch alte Leuchtmittel (Halogenstrahler etc.) in nennenswerter Anzahl. Einige Häuser haben noch gar keine energieeffizienten Leuchtmittel im Einsatz (Hessen: sieben Museen).
Bei der Prüfung der Museen wurden neben der Beleuchtung aller Räume auch immer die Leuchtmittel begutachtet, die Teil der Ausstellungsgestaltung sind. Die Umrüstung auf LED-Leuchtmittel ist bei stromintensiven Lichtquellen wie Halogenstrahlern besonders wichtig. Am Beispiel eines größeren brandenburgischen Museums errechneten die Energieberater für die Beleuchtung eines einzelnen großen Raumes mit Halogenflutern Kosten von 22 EUR pro Stunde. Angesichts der aktuellen Strompreise ist die Umrüstung auf LED in der Regel also eine Investition, die sich in absehbarer Zeit amortisiert. Allein für die in Hessen untersuchten Museen würde eine komplette Umstellung der Beleuchtung auf LED eine Einsparung von ca. 286,5 MWh (= 286.500 kWh) und damit von 124,33 Tonnen CO₂ pro Jahr bedeuten. Zum Vergleich: Mit dieser Strommenge könnten 1.000 Zwei-Personen-Haushalte mehr als ein Jahr lang beleuchtet werden.“ (Anm. 4)

Kosten senken und zugleich Exponate schützen

Die Einsparung von Kosten ist aber nur ein Aspekt. Bei der Beleuchtung in Museen und Ausstellungshäuern geht es zugleich darum, Schäden an Exponaten etwa durch Wärme oder UV-Strahlung zu vermeiden bzw. weitgehend zu reduzieren. LED-Leuchten vermeiden nahezu vollständig UV-Anteile in der Strahlung (ultraviolette Strahlung) und weisen zudem nur einen sehr geringen Anteil an IR-Strahlung (Infrarot- bzw. Wärmestrahlung) auf. Schon aus konservatorischen Gründen ist es also geboten, möglichst zügig und umfassend auf schonende Lichtquellen zu setzen.
„Bei den Energie-Checks konnten viele kleine „Stellschrauben“ aufgezeigt werden, an denen mit teils sehr überschaubarem Aufwand der Energieverbrauch der Häuser verringert werden kann. Es bedarf keines Förderprogramms, um Fensterdichtungen zu erneuern, Heizkörper freizuräumen oder Wasserboiler abzustellen. Auch eine regelmäßige Überprüfung der Verträge mit Energieversorgern kann – zumindest in den nicht kommunal getragenen Häusern – in den Museen selbständig und ohne großen Zeitaufwand durchgeführt werden. Weitere Maßnahmen, wie etwa die Ertüchtigung undichter Türen, der Einbau digitaler Thermostate oder die Umstellung auf LED-Leuchtmittel, sind in der Regel mit überschaubarem finanziellem und zeitlichem Aufwand umzusetzen. Größere Baumaßnahmen wie das Anbringen von Dämmung, der Austausch von Fenstern, der komplette Umbau der Heizung oder die Anschaffung von PV-Anlagen sind natürlich Maßnahmen, die mit einem gewissen Vorlauf in Angriff genommen werden müssen. Hier gilt es, die Erkenntnisse aus den Energie-Checks als Basis für langfristige Planungen einzubringen und auch hier können die Träger auf Fördermittel zurückgreifen. Letztlich kommt es aber vor allem darauf an, die Teams in den Häusern für die Herausforderungen eines energieeffizienten Museumsbetriebs zu sensibilisieren. Viele kleine Schritte haben in der Summe eine große Wirkung: auf das Klima – und auch auf das Museumsbudget.“ (Anm. 5)

Die Ergebnisse von Cossalter-Dallmann und Sachse zeigen, dass es im Grunde keine weiteren Analysen, Workshops und Strategierunden braucht. Die Bedarfe sind längst bekannt und technische Lösungen sind vorhanden. Man müsste nur loslegen …

Berthold Schmitt, Herausgeber der Fachzeitschrift KulturBetrieb

Anm. 1: Vgl. Deutscher Museumsbund rechnet mit mindestens 100 Mio. Euro Energie-Mehrkosten für Museen, 30.11.2022; Quelle: https://www.museumsbund.de/deutscher-museumsbund-rechnet-mit-mindestens-100-mio-euro-energie-mehrkosten-fuer-museen/ ; Abfrage: 15.08.2024
Anm. 2: Vgl. Bundeskulturfonds Energie startet im Februar, 26.01.2023; Quelle: https://www.museumsbund.de/bundeskulturfonds-energie-startet-im-februar/ ; Abfrage: 15.08.2024
Anm. 3: Vgl. Kulturfonds Energie des Bundes; Quelle: https://www.kulturfonds-energie.de/index.html ; Abfrage: 15.08.2024; am 15. November 2023 hatte das Bundesverfassungsgericht geurteilt, dass das Gesetz über den Zweiten Nachtragshaushalt 2021 verfassungswidrig ist.
Anm. 4: Stefanie Cossalter-Dallmann und Alexander Sachse, Kleine Schritte – große Wirkung. Ergebnisse von Energie-Checks in Museen in Brandenburg und Hessen in Brandenburg und Hessen, in: Museumsblätter. Mitteilungen des Museumsverbandes Brandenburg, Juli 2024, S. 18 ff
Anm. 5: Ebd.

Dieser Text wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb zwei 2024, S. 60 f.

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