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»Beschäftigung mit Deponaten lohnt sich!«

Bündnis „KUNST AUF LAGER“ blickt zurück und voraus

„… und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.“
(Bert Brecht)

Mitunter heißt es, die Sammlungen von Museen seien wie Eisberge: 85 Prozent ihrer Masse sieht man nicht. Wie steht es hierzulande um die Depots und die darin aufbewahrten oder verwahrten Stücke? Seit 2012 geht das Bündnis „KUNST AUF LAGER“ dieser Frage nach. Auf einer Tagung in Hannover wurde Bilanz gezogen.

Das Depot sollte Chefsache sein!

Laut ICOM-Definition gehören das zielgerichtete Sammeln und das dauerhafte Bewahren zu den Kernaufgaben von Museen. Während manche Häuser das Depot als `Endlager´ für Hässliches, Kaputtes oder „Giftiges“ betrachten oder – ähnlich wie im Fundus eines Theaters – sich einzelner Stücke bedienen, um Ausstellungen zu ergänzen, nutzen andere die magazinierten Bestände als `Batterie´, `Wissensspeicher´ oder `Herzkammer´ für die tägliche Arbeit. Für alle Formen des Umgangs gilt York Langensteins Beobachtung: „Das Depot – Prüfstein verantwortlicher Museumsarbeit.“ (Anm. 1)

Nicht alle Depots bieten optimale Verhältnisse. Erst jüngst stellte der niedersächsische Landesrechnungshof fest, dass die Lagerbedingungen in kommunalen Museen „vielfach nur bedingt geeignet“ seien, um Sammlungsgegenstände dauerhaft zu erhalten. (Anm. 2) Um hier Abhilfe zu schaffen, haben renommierte Einrichtungen das „Bündnis zur Erschließung und Sicherung von Museumsdepots“ gegründet: „KUNST AUF LAGER möchte Aufmerksamkeit für die drängenden und zukunftsweisenden Herausforderungen des Kulturerhalts schaffen. (…) Durch gezielte Förderungen möchte KUNST AUF LAGER zur Erschließung, Erforschung und Sicherung ausgewählter Werke und Objekte beitragen. Denn was wäre ein Museum ohne seine Sammlung?“ Das Bündnis, dem 14 private und öffentliche Institutionen angehören, hat vor allem zwei Anliegen: „KUNST AUF LAGER will nicht nur das Fachpublikum, sondern auch die breite Öffentlichkeit ansprechen. Die Informationskampagne zielt auf die Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft für die Erhaltung und Erforschung von Depotbeständen öffentlicher Sammlungen. (…) KUNST AUF LAGER wirbt für mehr Anerkennung und Verständnis für diese Aufgabe, die die Basis für eine qualitative Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit der Museen ist. Damit wird auch die Kulturpolitik aufgefordert, den Förderfokus nicht nur auf prestigeträchtige Sonderausstellungen zu richten, sondern ebenso Investitionen in die weniger populären Museumsleistungen als gesellschaftlich relevant anzusehen.“ (Anm. 3)

Am 11.09.2017 bilanzierte das Bündnis: „In den vergangenen 12 Monaten investierten die Stiftungen der Initiative im Rahmen ihrer Förderprogramme über 3,5 Mio. Euro in 63 neue Projekte. Zusätzlich vergibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung 9,9 Mio. Euro an 19 langfristige Forschungsvorhaben.“ (Anm. 4)
Anschließend fand im Tagungszentrum der VolkswagenStiftung in Schloss Herrenhausen eine zweitägige Konferenz mit rund 250 Gästen statt. In Vorträgen und Gesprächsrunden wurden zurück liegende und künftige Projekte vorgestellt, um die Bestände in den Depots zu heben, zu restaurieren, zu erschließen (auch digital) und das gewonnene Wissen möglichst publikumswirksam weiter zu geben. (Anm. 5)

Redaktion

Anm. 1: Vgl. Das Museumsdepot: Grundlagen, Erfahrungen, Beispiele; hrsg. von Walter Fuger und Kilian Kreilinger (MuseumsBausteine, Bd. 4), München 1998, S. 11.
Anm. 2: Vgl. Kommunalbericht 2017, 5.08 Kommunale Museen; Quelle: https://www.lrh.niedersachsen.de/themen/kommunalberichte/kommunalberichte-106666.html; Abfrage: 04.10.2017
Anm. 3: KUNST AUF LAGER. Bündnis zur Erschließung und Sicherung von Museumsdepots; Quelle: http://www.kunst-auf-lager.de/; Abfrage: 08.10.2017
Anm. 4: KUNST AUF LAGER zieht Bilanz: Bundesweites Förderengagement und Expertentagung zu verborgenen Schätzen in Museumsdepots, Pressemitteilung vom 11.09.2017, Quelle: http://www.kunst-auf-lager.de/wp-content/uploads/2017/09/15_Kunst-auf-Lager_Bilanz_September-2017.pdf; Abfrage: 08.10.2017
Anm. 5: Vgl. Tagung 2017; Quelle: http://www.kunst-auf-lager.de/tagung-2017-2/

Dieser Beitrag ist erstmals erschienen in KulturBetrieb, zwei 2017, S. 55.

Zum Magazin: http://www.kulturbetrieb-magazin.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb-magazin/magazin/KulturBetrieb-2017-Ausgabe-2-November.pdf