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Was bedeutet eigentlich das ... @-Zeichen?

Billionenfach verwendet, aber kaum bekannt

Anfang März 2016 ist Raymond „Ray“ Tomlinson verstorben, der als Erfinder der E-Mail gilt. Dem US-amerikanischen Informatiker ist es zudem zu verdanken, dass das @-Zeichen oder „At“ seit 1971 ein wesentlicher Bestandteil der E-Mail-Adresse ist – wohl einfach deshalb, weil es im Schriftsatz amerikanischer Fernschreiber zwar seit Längerem vorhanden, aber unbenutzt war. Woher aber stammt dieses sonderbare Zeichen?

Vom späten Mittelalter …

Der Ursprung des Symbols ist nicht eindeutig geklärt. Eine Theorie wertet das @ als Ergebnis einer mittelalterlichen Entwicklung, bei der zwei Zeichen miteinander verschmelzen (Ligatur). Diskutiert werden zwei Varianten: Die Ligatur von „a“ und „d“ des lateinischen Wortes „ad“ (= zu, an, bei) oder die Verschmelzung des diakritischen Zeichens Gravis mit seinem tragenden Buchstaben „à“. Dagegen betrachtet eine ganz anders lautende Theorie das Zeichen als Maßeinheit für den Handel. Bereits in der Mitte des 16. Jhs. verwenden spanische, portugiesische und französische Kaufleute das arabische Wort „arroba“ für das geschwungene Symbol. In Spanien, Frankreich, Portugal und Brasilien heißt das @ noch heute „arroba“. In Deutschland ist das Zeichen spätestens seit dem 18. Jh. bekannt; Akten des Reichskammergerichts belegen, dass das @ im Sinne von „contra“ (= gegen) benutzt wurde. Seit dem späten 19. Jh. wird das Zeichen als „kaufmännisches a“ auf englischen Schreibmaschinen verwendet. (Anm. 1)

… ins Museum of Modern Art

Das @-Zeichen hat im Laufe der Zeit der sprachlichen, juristischen und wirtschaftlichen Kommunikation gedient. Ray Tomlinson (1941-2016) hat den weitgehend funktionslos gewordenen Kringel auf amerikanischen Tastaturen entdeckt und verwendet, um bei E-Mail-Adressen die Namen des Adressaten bzw. des Rechners (Domain) eindeutig voneinander zu trennen. Das passte auch insofern, als das „At“ (englisch „bei“) jene (Groß-) Rechner bezeichnete, „bei“ dem die Empfänger arbeiteten. Das @-Zeichen wird täglich billionenfach verwendet, inzwischen auch als Stilmittel in den Namen von Läden und Restaurants oder in der Schriftsprache.

Zahllose Spitznamen

Selbstverständlich gibt es zahllose Spitznamen für das Zeichen, meist von Tieren abgeleitet: Während die Deutschen es z.B. Affenschwanz, Affenschaukel oder Klammeraffe nennen, ist es für Italiener und Franzosen die „Schnecke“, für Chinesen die „kleine Maus“, für Russen das „Hündchen“ und für Isländer das „Elefantenohr“. Seit 2010 hat das Symbol aus der virtuellen Welt seinen Platz im Museum of Modern Art, New York. „Die Museumsmacher schätzen am @-Zeichen seine `Eleganz, Wirtschaftlichkeit und intellektuelle Klarheit´. Es habe die Auszeichnung als Exponat ebenso verdient wie vor ihm etwa die Büroklammer.“ (Anm. 2)

Dr. Berthold Schmitt, Herausgeber der Fachzeitschrift KulturBetrieb

Anm. 1: https://de.wikipedia.org/wiki/At-Zeichen; Abfrage: 18.03.2016
Anm. 2: Annette Kögel, Das @ ist museumsreif. Das @-Zeichen hat jetzt einen Platz im New Yorker Museum of Modern Art. Dabei handelt es sich um ein bereits Jahrhunderte altes Symbol, in: ZEIT Online, 17.06.2010; Quelle: http://www.zeit.de/digital/internet/2010-06/Internet-kunst-klammeraffe/komplettansicht; Abfrage: 18.03.2016

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in "KulturBetrieb. Magazin für innovative und wirtschaftliche Lösungen für Museen, Bibliotheken und Archive", zwei 2016, S. 50.

Zum Magazin: http://www.kulturbetrieb-magazin.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb-magazin/magazin/KulturBetrieb-2016-Ausgabe-2-Mai.pdf