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Zöllner verbrennen historische Pflanzensammlung

Australien schützt sich – auch vor heiklen musealen Beständen

Im Zuge der Globalisierung ziehen Menschen, Waren und Informationen rund um die Welt. Das bietet Chancen und Risiken – auch für den internationalen Transport musealer Bestände. Im Frühjahr 2017 hat der australische Zoll eine Reihe von Objekten vernichtet, die ausländische Sammlungen per Post an die Kollegen in Australien schicken wollten.

Biosicherheit geht vor

Da Flora und Fauna Australiens in vielerlei Hinsicht einzigartig sind, hat der Erhalt dieses Naturerbes sehr hohe Priorität: „Durch lebende Tiere und Pflanzen, Pflanzenmaterial, Tierprodukte und bestimmte Lebensmittel aus Übersee könnten gefährliche Schädlinge und Krankheiten nach Australien eingeführt werden und Schäden an der Landwirtschaft, für den Tourismus sowie der einzigartigen Umwelt anrichten.“ Um dies zu verhindern, müssen alle Artikel, von denen eine Gefahr ausgehen könnte, vor der Einfuhr deklariert werden. Das gilt nicht nur für zahlreiche Lebensmittel (z.B. Milchprodukte, Eier, Gemüse und Fleisch), bestimmte Outdoor-Artikel (Verschmutzung durch Erde!), für lebende Tiere und Tierprodukte (einschließlich ausgestopfter Tiere und Vögel – Artenschutz!), sondern auch für viele Materialien und handwerkliche Gegenstände, die Organisches enthalten, darunter „getrocknete Kräuter oder Blätter“. (Anm. 1) Um sich vor eingeschleppten Krankheiten zu schützen, achtet Australien sehr genau auf die Einhaltung der Bestimmungen. Dadurch wurden innerhalb weniger Wochen zwei Mal Bestände aus historischen Sammlungen zerstört.

Postpaket mit wertvollem und heiklem Inhalt

Anfang 2017 hat das Musée national d’histoire naturelle in Paris ein Paket mit Leihgaben an das Queensland Herbarium in Brisbane geschickt, per Post. Die Lieferung enthielt getrocknete und gepresste Pflanzen, von denen die ältesten aus der Mitte des 19. Jhs. stammen und teilweise unersetzlich sind. Unglücklicherweise hat das offenbar nur unzureichend deklarierte Paket den Verdacht des australischen Zolls erregt, sodass die Lieferung gestoppt und schließlich zerstört wurde. Zur Begründung teilt das zuständige Landwirtschaftsministerium mit: „Auf der Verpackung der Pflanzen sei lediglich ein Wert von zwei australischen Dollar (etwa 1,35 Euro) angegeben gewesen (…). Weil Papiere gefehlt hätten, sei das Päckchen beschlagnahmt worden. Der Versuch, Genaueres herauszufinden, versandete dann offenbar jedoch. Schließlich wurde das Päckchen verbrannt.“ Der Vorfall ist den australischen Behörden unangenehm, denn erst wenige Wochen zuvor war eine andere Pflanzenlieferung vom Zoll gestoppt und ebenfalls verbrannt worden – diesmal aus Neuseeland. Das Land hat daraufhin die Order erlassen, keine Pflanzen mehr nach Australien zu schicken. (Anm. 2)
Waren den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des französischen Naturkundemuseums die strengen Einfuhrbestimmungen Australiens nicht bekannt oder nicht bewusst? Das 1793 in Paris gegründete Haus gilt mit über 55 Millionen Exponaten als die drittgrößte Sammlung ihrer Art weltweit.

Kontrolle tut not – auch in Europa

Der freie Verkehr von Waren ist eine wesentliche Grundlage der Europäischen Union. Gleichwohl sollte man die Risiken, die grenzüberschreitende Transporte innerhalb der EU mit sich bringen, nicht unterschätzen. So breitet sich seit einiger Zeit in Deutschland das Insekt Ctenolepisma longicaudata aus. Das sog. Papierfischchen gilt als Papierschädling, für den die spezifischen Bedingungen in Archiven, Bibliotheken und Museen – mäßig trockene Luft, konstant 20 Grad Celsius – gleichsam paradiesisch sind. Dadurch stehen etliche Sammlungen in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz vor einem ernsten Problem. Fachleute nehmen an, Ctenolepisma longicaudata sei vor rund zehn Jahren via Hamburg aus den Niederlanden gekommen, in Umzugskartons. (Anm. 3)

Redaktion

Anm. 1: Bei der Ankunft in Australien – deklarieren Sie es! Biosicherheit: Quelle: http://www.agriculture.gov.au/SiteCollectionDocuments/languages/german-arriving-aus-declare.pdf; Abfrage: 07.08.2017
Anm. 2: Australien verbrennt historische Pflanzensammlung aus Paris, 08.05.2017; Quelle: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/05/08/australien-verbrennt-historische-pflanzensammlung-aus-paris; Abfrage: 07.08.2017
Anm. 3: Vgl. Berthold Schmitt, Ctenolepisma longicaudata. Eine neue Gefahr für alles, was aus Papier besteht?, in: KulturBetrieb, eins 2017, S. 50-51.

Dieser Beitrag ist erstmals erschienen in KulturBetrieb, zwei 2017, S. 54.

Zum Magazin: http://www.kulturbetrieb-magazin.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb-magazin/magazin/KulturBetrieb-2017-Ausgabe-2-November.pdf