Alles ändert sich – selbst in solchen Einrichtungen, die eigens für das dauerhafte Bewahren geschaffen worden sind, also z.B. in Museen, Archiven und Bibliotheken. Aktualisierte inhaltliche Konzepte, erhöhte Sicherheitsanforderungen, veränderte Seh- und Nutzungsgewohnheiten oder Verschleiß können Gründe dafür sein, das bisherige Mobiliar durch neues zu ersetzen. Wohin aber mit den oft noch intakten Vitrinen, Schränken und Regalen? Weiterverwendung andernorts ist eine Option.
Wenn Menschen sich Secondhand kleiden, dürfen Museen nicht wegwerfen!
Was einst der Trödler war, ist heute der Secondhand- oder Gebrauchtwarenladen. So etwas gibt es – stationär oder online – für Spielzeug, Elektrogeräte, Bücher und andere Bereiche. Kleidung nimmt offenbar eine Sonderstellung ein. Auch um Ressourcen zu schonen und Kinderarbeit zurück zu drängen, nimmt der Kauf gebrauchter Mode zu. Eine Studie von 2021 geht davon aus, dass Secondhand-Fashion ein wachsendes Segment ist: „34 Prozent der Kundschaft kaufen bereits gebrauchte Kleidung, weitere 28 Prozent können es sich vorstellen. Anlassbezogen kann sich ein Großteil zudem vorstellen, Kleidung zu leihen. Der Trend Secondhand-Kleidung hat das Potenzial, in den kommenden zehn Jahren einen Marktanteil von bis zu 20 Prozent auf sich zu vereinen und damit zu einem signifikanten Marktsegment im Fashion-Handel aufzusteigen.“ (Anm. 1) Offenbar sind die Menschen selbst bei der körpernahen Mode zunehmend bereit, Gebrauchtes zu tragen. Somit dürfte die Annahme nicht unberechtigt sein, dass viele Menschen es auch schätzen, wenn Kulturbetriebe – zumal solche, die von der öffentlichen Hand getragen werden, – ihrerseits umsichtig und verantwortungsbewusst mit Ressourcen umgehen.
Kreislaufwirtschaft für Ausstellungselemente
Museums- und Ausstellungstechnik ein zweites Leben ermöglichen? Was bislang allenfalls im kleinen Rahmen und auf lokaler Ebene praktiziert worden ist, könnte nun im größeren Maßstab Wirklichkeit werden. Im hessischen Dietzenbach ist kürzlich How2 - reuse an den Start gegangen, eine „Handelsplattform und Tauschbörse für mehr Nachhaltigkeit im Museumsalltag“. In der „Mission“ der beiden Macher, die hauptberuflich als technische Berater für museale Ausstellungen arbeiten, heißt es: „Unsere Gesellschaft verdankt es der Arbeit der Museen, dass sehr viel Wissen vermittelt und über Generationen weitergegeben wird. Sie begeistern uns immer wieder mit ständig wechselnden Ausstellungen und tollen Ideen. Für jede Ausstellung, ob nun Dauer- oder Wechselausstellung, wird viel Equipment und Mobiliar benötigt. Jede Ausstellung bekommt ihr eigenes Design und somit ihre ganz eigene Identität. So kommt es, dass immer mal wieder neue Ausstellungselemente beschafft und wiederum gebrauchte Elemente aussortiert werden. Viele Lagerräume in Museen füllen sich über die Jahre, oft sogar mit makellosen Gegenständen. Warum diese also nicht an andere Museen weitergeben? Wiederverwenden, statt verstauben lassen oder entsorgen. Das schont Ressourcen und trägt zum Klimaschutz bei.“ (Anm. 2) Neben den beiden Kategorien Vitrinen und Möbel (z.B. Regalsysteme, Wandvitrinen) bzw. technische Ausstattung (z.B. Datenlogger und Labortische) kann auch geliehen bzw. gemietet werden.
Partner von How2 – reuse sind der Deutsche Museumsbund e.V. und das im Aufbau begriffene Re-Use Netzwerk in Hessen, dessen Ziel es ist, dass „Dinge nicht mehr einfach auf Müllhalden landen, sondern lokal wieder aufgearbeitet und zu günstigen Preisen verkauft werden.“ (Anm. 3)
Anm. 1: KPMG / EHI, Fashion 2030: Sehen, was morgen Mode ist; zitiert nach stores + shops; Quelle: https://www.stores-shops.de/konzept/handelsstruktur/kpmg-studie-in-kooperation-mit-ehi-fashion-2030/ ; Abfrage: 20.02.2023
Anm. 2: How2 – reuse, Reduce, Reuse, Recycle, Quelle: https://www.how2-reuse.com/ ; Abfrage: 20.02.2023
Anm. 3: Re-Use Netzwerk in Hessen, Quelle: https://www.re-use-hessen.de/ ; Abfrage: 20.02.2023
Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb, eins 2023, S. 64.